Waren in den 70ern noch exzentrisch-kitschige Tapeten
mit sich über gesamte Wände erstreckende Naturlandschaften
der Renner, geht der Trend eher wieder zu schlichteren und weit
weniger aufdringlichen Lösungen. Doch egal, ob Sie elegante
Schlichtheit oder bunte Farbenvielfalt bevorzugen einige
grundlegende Dinge sollten Sie beim Tapetenkauf
unbedingt berücksichtigen, um möglichst lange Freude
mit der "Bekleidung Ihrer Zimmer" zu haben.
Der Wahl der richtigen Art von Tapete sollte
etwas Überlegung vorausgehen. Dabei sollte nicht nur das
Design und das Aussehen der Tapete eine Rolle spielen, sondern
auch Überlegungen bezüglich des Einsatzortes: In Bereichen,
wo Wände stärkeren Belastungen ausgesetzt sind (Hotelzimmer,
Kinderzimmer, Hausflure, Bäder, Küchen etc.), sollten
Sie robuste, widerstandsfähige Tapeten
auswählen, die problemlos abwaschbar und ggf. auch stoßfest
sind. Ob eine Tapete diese Eigenschaften aufweist,
erkennen Sie anhand der auf der Verpackung angebrachten Symbole.
Profi-Tipp
Entscheiden Sie sich
für hochwertige Tapeten mit Musterung, achten Sie darauf,
dass alle Tapetenrollen von derselben Fertigungsserie stammen.
Als Anhaltspunkt können Sie die aufgedruckten Fertigungsnummern
vergleichen. So schließen Sie geringe Farbabweichungen
von Serie zu Serie, die auch bei teueren Tapeten vorkommen können,
aus.
Nach der Art ihrer Beschaffenheit unterscheidet
man folgende Tapeten-Typen:
DER dezente Klassiker schlechthin, der fast immer und zu allem
passt: Sie sind vielseitig einsetzbar und sehen auch nach mehrmaligem
Überstreichen mit Dispersionsfarben noch gut aus. Durch
ihre strukturierte Oberfläche gleichen Sie Unebenheiten
und kleine Risse auf dem Untergrund aus, sind atmungsaktiv sowie
struktur- und formstabil.
1864 von der noch heute tätigen Wuppertaler Firma "Erfurt"
erfunden, erfreut sich dieser Evergreen wieder zunehmender Beliebtheit:
Tapeten mit Struktur statt Farbe seien es Raufaser-Tapeten
oder Profil-Tapeten, auf die wir weiter unten zu sprechen kommen-
liegen im Trend. Fast 50 Prozent aller verkauften Tapeten sind
Raufaser-Tapeten.
Ihre raue Struktur verdankt diese Tapeten-Art unterschiedlich
großen Holzfasern, die zwischen mehreren (meist drei) Papierschichten
eingearbeitet sind. Die oberste Schicht ist eine glatte Oberschicht,
durch welche die Konturen der eingearbeiteten Holzfasern deutlich
zu sehen sind. Dieser Aufbau ist für die sehr hohe Reißfestigkeit
und Robustheit auch im nassen Zustand!- verantwortlich.
Wenn Sie der Umwelt und Ihrem Gewissen etwas Gutes tun wollen,
wählen Sie am besten eine Raufaser-Tapete mit Recycling-Fasern.
Heutzutage bestehen fast alle hochwertigen Raufaser-Tapeten aus
mindestens 90% Recycling-Fasern.
Des weiteren sind Raufaser-Tapeten ansatzfrei zu verkleben,
wodurch sie leicht zu verarbeiten sind und als ideale Tapeten
für Tapezier-Novizen gelten. Schwierigkeitsgrad der Verarbeitung:
Sehr einfach zu verarbeiten, sehr anfänger-freundlich.
Papier-Tapeten
Papier-Tapeten zu denen übrigens auch oben bereits
angesprochene 70er-Jahre-Tapeten gehören- bestehen aus zwei
Papierschichten, von denen die obere Schicht farbig bedruckt
ist. Je nach Qualität der Tapete ist die bedruckte Schicht
mehr oder weniger lichtbeständig, wodurch ein Vergilben
und Verblassen durch Tageslicht-Einwirkung verhindert oder zumindest
verzögert wird.
Sehr beliebt sind bedruckte Papier-Tapeten -insbesondere mit
Comic-Motiven- als Tapete für das Kinderzimmer. In immerhin
47 Prozent der Nachwuchs-Zimmer hängt eine solche Tapete.
Auch sehr viele Designer-Tapeten mit ausgefallenen und exklusiven
Mustern zählen zu dieser Tapeten-Gattung. Schwierigkeitsgrad
der Verarbeitung: Einfach zu verarbeiten, anfänger-freundlich.
Falls die Tapete Muster oder Abbildungen aufweist, etwas schwieriger:
Dann nämlich muss der exakt passgenaue Ansatz beachtet werden.
Papier-Präge-Tapeten
Papier-Präge-Tapeten werden hergestellt, indem zwei Papierbahnen
zusammengeklebt und im noch frischen Zustand mit Prägewalzen
bearbeitet werden ("Duplex-Prägung"). Durch die
Nassverformung beider Papierbahnen wird das Prägemuster
so fest und dauerhaft eingestanzt, dass es auch nach dem Tapeziervorgang
noch bestens erhalten bleibt.
Die meisten Papier-Präge-Tapeten besitzen bereits eine
hochweisse Oberfläche, können jedoch bei Bedarf zusätzlich
mit Dispersionsfarben gestrichen werden. Schwierigkeitsgrad der
Verarbeitung: Einfach zu verarbeiten, da das Prägemuster
vor allem bei teueren Papier-Präge-Tapeten- so dauerhaft
eingestanzt ist, dass man es quasi kaum beschädigen kann.
Im Großen und Ganzen anfänger-freundlich.
Profil- oder "Struktur-Vinyl"-Tapeten
Immer größer werdender Beliebtheit erfreuen sich
die sog. "Profil-Tapeten": Im Herstellungsverfahren
erzielt expandierender Kunststoff ein vollflächiges reliefartiges
Design von beeindruckender Plastizität und Lebendigkeit.
Der dreidimensionale Relief-Effekt kann, je nach Tapete, durch
entsprechende Farbgebung noch verstärkt werden. Falls Sie
sich fragen, warum Sie das aufwändigere Tapezieren nicht
einfach sein lassen und stattdessen einfach streichen sollen,
dann sollten Sie einen Blick auf das große Angebot von
Profil-Tapeten werfen: Es gibt Tapeten mit so beeindruckender
und einzigartigem Oberflächen-Design wie Sie es mit einem
einfachen Anstrich niemals erreichen könnten.
Diese Tapeten-Art ist ähnlich robust wie die bewährte
Raufaser-Tapete: Profil-Tapeten sind vergleichsweise teuer, weisen
dafür in aller Regel aber erstklassige Qualitätsmerkmale
auf. Durch ihre hohe Atmungsaktivität, ihre hohe Beständigkeit
gegen Lichteinflüsse und ihre schwere Entflammbarkeit eignet
sie sich auch für Räume, deren Luftfeuchtigkeit über
dem Durchschnitt liegt, also z.B. Bad und Küche. Schimmelpilze
haben bei dieser meist äußerst hochwertigen Tapeten-Art
kaum eine Chance.
Auch ihre Robustheit hat die Profil-Tapete mit der Raufaser-Tapete
gemein: Ohne weiteres verzeiht sie beim Tapezieren festes Andrücken.
Die Relief-Struktur ist so beständig, dass sie nach dem
Andrücken einfach wieder in voller Höhe herausfedert.
Somit vertragen Profil-Tapeten auch einen etwas gröberen
Umgang beim Tapeziervorgang (womit wir wieder beim Thema "anfängerfreundliche
Tapete" wären!) und eignen sich auch gut zum Anbringen
an Decken. Da die Relief-Struktur nur an der Vorderseite angebracht
und die Rückseite glatt ist, können Profil-Tapeten
nicht nur manuell, sondern auch mit Kleistergeräten eingekleistert
werden. Schwierigkeitsgrad der Verarbeitung: Nicht ganz so einfach
zu tapezieren wie die Raufaser-Tapete, aber es sind dennoch keine
besonderen Schwierigkeiten zu erwarten. Durchaus anfänger-freundlich.
Textil-Tapeten
Auf eine Unterschicht aus Papier werden Kettfäden, Gewebe
oder Gewirke aus Textilstoffen angebracht. Dabei werden Textilien
aus Wolle, Jute, Seide, Leinen, Baumwolle, aber auch Kunstfasern
eingesetzt. Aufgrund ihrer empfindlichen Oberfläche sind
diese Tapeten recht schwer anzubringen, der Lohn der Arbeit ist
jedoch ein unvergleichlich gemütliches Flair. Besonders
zur Geltung kommen Textil-Tapeten in gemütlichen Wohnzimmern.
Textil-Tapeten werden mit "normalem" Kleister verarbeitet.
Aber es gilt eine Besonderheit zu beachten: Man sollte ihnen
15 bis 25 Minuten Einwirkzeit gewähren, also fast dreimal
so viel wie einfacheren Tapeten-Arten. Schwierigkeitsgrad der
Verarbeitung: Für Anfänger nicht geeignet, da die Oberfläche
schnell ruiniert ist. Bevor Sie sich an Textil-Tapeten heranwagen,
sollten Sie schon ein wenig Erfahrung mit "problemloseren"
Tapeten (z.B. Raufaser) gesammelt haben!
Vliesfaser-Tapeten
Hier unterscheidet man zwischen zwei Unterkategorien:
Fertige Vlies-Wandbekleidungen
Vliesmaterialien zum Überstreichen mit Dispersionsfarbe
"Vinyl"- oder "PVC"-Tapeten
Die 1974 erfundenen "Vinyl- "oder "PVC"-Tapeten
sind wie der Name schon sagt- mit dem pflegeleichten Kunststoff
"Vinyl" (Polyvinylchlorid, PVC) beschichtet und bestechen
in erster Linie durch kompromisslose Pflegeleichtigkeit und schwere
Entflammbarkeit. Ihr typisches Einsatzgebiet sind daher Wände
in Hotelzimmern, Bädern, Duschen, Fluren, Treppenhäusern,
Küchen, Kinderzimmern, Schulen, Büros und Behörden.
Selbst starke Verschmutzungen lassen sich mit Bürsten und
Wasser oder gar milden Seifenlaugen problemlos entfernen. Lediglich
hartnäckigster Schmutz auf Öl- und Fettbasis ist selbst
aus Vinyl-Tapeten nicht mehr herauszubekommen.
Doch Vinyl-Tapeten haben nicht nur Vorteile: Aufgrund ihrer
im Vergleich zu Papier-Tapeten etwas geringeren Wasserdampfdurchlässigkeit,
was sich nachteilig auf das Raumklima auswirken kann und häufiges
und gutes Lüften erfordert.
Obwohl die zweckmäßigen Vinyl-Tapeten aus zwei
fest miteinander verbundenen Schichten bestehen (Papier und eben
Vinyl), lassen sie sich bei der Renovierung spaltbar abziehen.
D.h., die Oberschicht aus Vinyl lässt sich trocken abziehen,
die Unterschicht aus Papier verbleibt als Makulatur für
die "neue" Tapete auf der Wand. Schwierigkeitsgrad
der Verarbeitung: Auch für Anfänger problemlos, da
äußerst robust und kaum kaputt zu bekommen. Kleinere
Fehler bei der Verarbeitung, wenn z.B. versehentlich Kleister
auf die Oberfläche kommt, sind aufgrund der guten Abwaschbarkeit
problemlos auszumerzen.
Metall-Tapeten
Metall-Tapeten weisen eine auf die Papierträgerschicht
kaschierte Metallbeschichtung auf (meistens aus Aluminium). Durch
verschiedene Oberflächenbehandlung der Metallschicht lassen
sich exklusive optische Effekte erzeugen. Da das Ätzen,
Oxidieren, Prägen oder gar Handkolorieren der Oberfläche
sehr aufwändig ist, sind Metall-Tapeten sehr teuer, was
ihnen umso mehr einen exklusiven Hauch verleiht. Des weiteren
ist das Tapezieren insbesondere mit dünnen Metall-Tapeten
nur für fortgeschrittene Tapezierer empfehlenswert, da man
jeden kleinen Arbeitsfehler in Form von Unebenheiten oder Falten
sieht. Schwierigkeitsgrad der Verarbeitung: Nur für Fortgeschrittene
geeignet.
Bild-Tapeten
Unser obiges Beispiel aus den 70ern...: Wandfüllende
Motive, meist fotografisch oder fotorealistisch, meist Natur-
und Landschaftsszenen oder Fantasy-Motive. Um ein professionelles
Aussehen zu erreichen, müssen die einzelnen Tapeten-Bahnen
selbstredend exakt passgenau aneinander tapeziert werden. Schwierigkeitsgrad
der Verarbeitung: Bild-Tapeten sind meist Papier-Tapeten. Sie
sind daher problemlos in der Verarbeitung, jedoch muss der absolut
passgenaue Ansatz beachtet werden.
Velours-Tapeten
Auf schweres, dickes Grundpapier werden durch elektrostatische
Einflüsse in einer "Beflockungsanlage" Textilfasern
aufgeflockt, was eine samtige bis flauschige Oberfläche
aus Textil- oder Kunstfasern ergibt. Die Textiloberfläche
ist sehr empfindlich, so dass man beim Andrücken der Tapete
darauf achten muss, die Oberfläche nicht "plattzudrücken".
Schwierigkeitsgrad der Verarbeitung: Sie sollten ein wenig Tapezier-Erfahrung
haben, da Velours-Tapeten sehr empfindlich sind und keine Verarbeitungsfehler
(wie z.B. Kleisterflecken auf der Oberfläche) verzeihen.
Naturwerkstoff-Tapeten
Auf dickes, robistes Papier werden Naturmaterialien wie Muscheln,
Holzstrukturen, Pflanzenblätter, Gräser, Sand etc.
kaschiert.
Isolier-Tapeten
Vor einigen Jahren war es angesagt, die Nischen von Heizkörpern
mit einer speziellen Isolier-Tapete zu bekleiden. So sollte die
Abwärme der Heizkörper besser reflektiert und effektiver
für die Erwärmung des Raumes genutzt werden. Allerdings
ist der Nutzen kaum messbar, so dass es mehr Sinn macht, die
Wände statt mit Isolier-Tapeten mit herkömmlichen Methoden
zu isolieren (gute Dämmung etc.).
Alle Inhalte auf Tapezieren.com sind urheberrechtlich
geschützt. Die Verlinkung auf auf die Hauptseite oder Unterseiten
ist gestattet.
All contents © Tapezieren / McCabe.us John W. McCabe Site Archive -