Rüttelpult (Pupitre, A-Racks)
Das legendäre
Rüttelpult ist ein Gestell aus der Champagne, welches nach
der zweiten Gärung primär dem Enthefen dient.
Vor Ablauf der Reifezeit werden die Flaschen in diese Rüttelpulte
umgelagert. Dabei werden sie mit dem Kopf voran in schräger
Lage in die Öffnungen großer Lochbretter gesteckt
und jeden Tag leicht gedreht und gekippt, um am Ende dieser Rüttelperiode
fast senkrecht auf dem Kopf zu stehen. So lagern sich sämtliche
Rückstände direkt am Korken ab.
Von Hand benötigt der Vorgang des Rüttelns zwei
bis drei Monate, mit der Maschine (eine so genannte Gyropalette
stellt ein durch Elektromotoren angetriebenes Rüttelgestell
dar) braucht man etwa eine Woche. Die Handarbeit soll angeblich
das bessere Produkt ergeben. Ein erfahrener Remueur kann
sachgerecht bis zu 40.000 bis 50.000 Flaschen am Tag rütteln.
Sachgerechtes Rütteln setzt drei Stufen voraus:
1. Eine leichte Drehung der Flasche (oft nur ein Bruchteil eines
Zentimeters);
2. Ein sanfter Ruck, um den Hefesatz an der Flaschenwand zu verlagern;
3. Eine leichte Erhöhung der Schrägstellung der Flasche
im Loch des Rüttelpultes.
Herr DeSousa des Champagner-Hauses DeSousa &
Fils führt vor, wie seine hervorragenden Champagner gerüttelt
werden.
Rütteln dieser Art im Rüttelpult setzt den Wein
in der Flasche dem Hefesatz gleichmässig aus. Die kostbaren
Aromen der Hefe können somit den Wein besser durchdringen.
Obwohl viele Häuser inzwischen maschinelle Gyropalettes
einsetzen, verzichten sie jedoch oft nicht auf das Rütteln
von Hand bei ihren Spitzen-Champagnern.
Im Museum des renommierten Champagner-Hauses Castellane
wird eindrucksvoll gezeigt, wie die Verlagerung des Hefesatzes
vor der Erfindung des Rüttelpultes schrittweise im Sand
vollzogen wurde (Bild kann durch anklicken vergrößert
werden).
Die Erfindung des Rüttelpultes ist einem klugen bayrischen
Emigranten namens Antoine Müller und der berühmten
Witwe
Clicquot zu verdanken. Die Legende besagt, dass Madame Clicquot
und ihr äußerst talentierter Kellermeister Müller
beim Experimentieren sich anfangs des Küchentisches bedienten
und (im Sinne eines Prototyps) entsprechend durchlöcherten.
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