Veuve Clicquot
Ein Bericht von John McCabe
Madame
Veuve Clicquot (1777-1866) war eine äußerst geschäftstüchtige
Dame, und das zu einer Zeit, welche historisch als eine der gefährlichsten
und unsichersten Epochen Frankreichs gilt. Zudem gab es im Geschäftsleben
damals kaum Frauen. 1772 gründete Philippe Clicquot-Muiron
seine Firma Clicquot, welche (neben Bankwesen und Textilien)
im Handel mit Champagner tätig war.
Sein Sohn François beschäftigte sich besonders
intensiv mit dem Weinbau und bewies sich zusätzlich als
erfolgreicher Champagner-Händler. Die junge Mademoiselle
Nicole-Barbe Ponsardin aus Reims heiratete François Clicquot
1798. Ihre Tochter Clementine erblickte das Licht der Welt im
Jahre 1800. Ihr Mann starb jedoch unerwartet im Jahre 1805 am
Fieber.
Die zu diesem Zeitpunkt noch junge Witwe Clicquot (27) übernahm,
trotz zahlreicher Schwierigkeiten, trotz großer Bedenken
ihres Schwiegervaters Philippe Clicquot und zum großen
Erstaunen vieler ihrer Zeitgenossen die Leitung des Unternehmens
Clicquot.
Zusammen
mit ihren treuen Mitarbeitern baute sie das Haus Clicquot zügig
zu einem ausserordentlich erfolgreichen Unternehmen aus. Besonders
beim Adel in Russland erfreute sich der Champagner aus dem Hause
Clicquot großer Beliebtheit. Madame Clicquot-Ponsardin
war jedoch nicht nur eine äußerst tüchtige Geschäftsfrau,
sondern verstand es darüber hinaus, wahre Talente in Menschen
zu erkennen. Ein Beispiel eines von ihr erkannten wahren Talentes
war ein bayrischer Emigrant namens Antoine Müller. Gemeinsam
mit dem vortrefflichen Kellermeister Antoine Müller wurde
1818 das Pupitre (Rüttelpult)
erfunden und die Remuage (das Rütteln der Flaschen) zur
Perfektion gebracht.
Als ein Beispiel einer ihrer gut gepflegten Freundschaften
dürfte Édouard Werlé gelten. Herr Werlé
stammte aus Hattenheim am Main in Deutschland und wurde später
durch Einbürgerung Franzose. Édouard Werlé
war anfangs ein einfacher Mitarbeiter im Hause Clicquot. Die
Bank in Paris, bei welcher das Vermögen des Hauses Clicquot
verwaltet wurde, brach jedoch 1828 zusammen. Werlé setzte
sein eigenes Vermögen aufs Spiel, um drängende Gläubiger
zu befriedigen. Madame Clicquot erfuhr von dieser Geste Werlés
erst im Nachhinein und ernannte Werlé in der Folge als
Partner des Hauses Clicquot.
Nicole-Barbe Clicquot-Ponsardin entschlief 1866 in hohem Alter
friedlich in ihrem Chateau de Boursault. Sie bedachte in ihrem
Testament Édouard Werlé und seinen Sohn Alfred,
indem sie ihnen das gesamte Unternehmen vermachte. Vater und
Sohn führten das Haus Clicquot sehr erfolgreich weiter.
Zum 200jährigen Jubiläum im Jahre 1972 wurde aus dem
Hause
Clicquot ein fantastischer Cuvée namens La Grande
Dame hervorgebracht, welcher bis heute unter Kennern als
die Superlative unter Champagnern gilt und gleichzeitig an diese
wahrlich bemerkenswerte Dame erinnert.
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