Piper-Heidsieck
John McCabe
Piper-Heidsieck hat bedeutenden Anteil am Erfolg der altehrwürdigen
Heidsieck-Dynastie. Gleichzeitig ist Piper-Heidsieck das mit
Abstand größte Haus unter den drei Heidsieck-Häusern.
Nach dem Tod Florens-Louis
Heidsiecks, dem Gründer des ursprünlichen Hauses
Heidsieck & Co., gründete dessen Neffe Christian
Heidsieck 1834 ein Champagner-Haus und handelte Produkte unter
der Marke Heidsieck. Nur ein Jahr später starb er
jedoch völlig unerwartet.
Da das Haus daraufhin von seiner Witwe geleitet wurde, änderte
sich die Bezeichnung der Champagner dementsprechend auf Veuve
Heidsieck.
1837
heiratete die Witwe Heidsieck ihren Schwager Henri-Guillaume
Piper (der ebenfalls ein Verwandter von Florens-Louis Heidsieck
war). Obwohl der Name des Hauses daraufhin offiziell H. Piper
& Co. lautete, wurden die Champagner bis 1845 schlicht
mit der Marke Heidsieck gekennzeichnet. Erst danach setzte
sich die Bezeichnung Piper('s)-Heidsieck durch.
Zu dieser Zeit konnte ein Herr Jean-Claude Kunkelmann
als Vertreter für das Champagner-Haus Piper-Heidsieck in
den USA beachtliche Handelserfolge für sich verbuchen. Er
kehrte als reicher Mann nach Reims zurück und investierte
einen Teil seines Vermögens ins Champagner-Haus. Es sei
an dieser Stelle auch erwähnt, dass die Familie Kunkelmann
bereits in den Anfangszeiten der Heidsieck-Dynastie
am Unternehmen mitgewirkt hatte.
Henri Piper verstarb im Jahre 1870 und vermachte das Haus
an Jean-Claude
Kunkelmann. Fortan wurde es als Kunkelmann & Cie.
bezeichnet.
Nach Kunkelmanns Tod im Jahre 1881 ging das Haus in die Obhut
seines Sohnes Ferdinand Kunkelmann über, dessen Tochter
Jean Marquis de Suarez d'Aulan heiratete. Die Marquise
und der Marquis de Suarez d'Aulan erbten das Champagner-Haus
Piper-Heidsieck und leiteten es gemeinsam bis in die 30er Jahre
des 20. Jahrhunderts.
1944
fiel Jean Marquis de Suarez d'Aulan im Zweiten Weltkrieg. Seine
herausragende militärische Tapferkeit wurde post mortem
mit dem Croix de la Valeur Militaire und der Légion
d'Honneur geehrt. D'Aulans Witwe heiratete später den
Général d'Alès. Ihr Sohn, François
d'Aulan, leitete später sehr erfolgreich die Geschicke
des Hauses.
Gleichzeitig strebte das Haus Piper-Heidsieck fortschrittliche
Methoden in der Champagner-Herstellung an. So war Piper-Heidsieck
das erste Champagner-Haus, welches Gyropalletes
zum Rütteln ihrer Champagner einsetzte.
Längst war der Name Piper-Heidsieck weltberühmt.
Champagner des
Hauses Piper-Heidsieck waren im Lauf der Jahrzehnte ein Favorit
bei 17 Königshäusern geworden. Auch in Filmklassikern
wie z.B. Laurel and Hardy (im deutschsprachigen Raum als
'Dick und Doof' bekannt) hatte die Marke einen Gastauftritt.
Piper-Heidsieck war offenbar auch der Lieblings-Champagner von
Marilyn Monroe: Sie schwärmte, so sagt man, dass ein Glas
Piper-Heidsieck ihren Körper 'angenehm erwärme'.
Die wichtigsten Export-Kunden befanden (und befinden) sich
in Belgien, Deutschland, England, Italien und insbesondere in
den USA. Piper-Heidsieck lieferte nicht nur enorme Mengen Champagner
in die Staaten, sondern baute sich damals gleichzeitig auch einen
großen Namen im Bereich des Kautabaks auf. Über Jahrzehnte
hinweg war der Piper-Heidsieck Kautabak mit seinen besonderen
'Champagner-Aromen' ein riesiger Erfolg in den Vereinigten Staaten.
Noch heute kennt fast jeder in den USA den Namen dieses Hauses.
Auch die Distribution in den USA wie auch vielen anderen Ländern
ist bis heute perfekt organisiert, da sich Piper-Heidsieck-Champagner
nicht nur beinahe überall, sondern auch zu sehr fairen Preisen
im Handel finden.
1989 wurde Piper-Heidsieck vom Konzern Rémy Cointreau
übernommen.
Große Investitionen wurden in die Modernisierung des Hauses
getätigt. Dies läutete eine neue Epoche der Kellertechnik
und der Geschmacksausrichtung ein. Viele Kenner behaupten, dass
die Champagner des Hauses Piper-Heidsieck sich seit der Übernahme
durch Rémy Cointreau zunehmend verbessert haben. Ein hervorragender
Kellermeister zeichnete zudem vortan für Piper-Heidsieck
Champagner verantwortlich: Daniel Thibault. Er umsorgte
als Kellermeister übrigens nicht nur Piper-Heidsieck Champagner,
sondern auch die Champagner des berühmten Hauses Charles
Heidsieck (welches seit 1985 ebenfalls zum Konzern Rémy
Cointreau gehört). Der inzwischen legendäre Kellermeister
Daniel Thibault starb am 24. Februar 2002 im Alter von nur 55
Jahren. Sein langjähriger Assistent Régis Camus
trägt seitdem die Verantwortung als Kellermeister.
Piper-Heidsieck bezieht seine Reben aus 50 verschiedenen Crus, welche nach
der Lese getrennt vinifiziert werden. Die Champagner des Hauses
sind primär vom edlen Pinot-Noir
geprägt. Viel Rebgut wird auch aus der Aube-Region bezogen,
welche zwar allgemein nicht als die kostbarste Weinbauregion
der Champagne gilt, jedoch längst ebenso ausgezeichnete
Champagner hervor bringt - insbesondere dann, wenn ein erfahrener
Kellermeister sich nicht nur um beste Kellertechnik kümmert,
sondern auch das Rebgut für seine Champagner verantwortungsvoll
selbst aussucht. Für Daniel Thibault war dies selbstverständlich,
zumal er ja selbst aus einer uralten Winzer-Familie in Verneuil
(unweit von Epernay) stammte.
Piper-Heisieck liefert eine Reihe schöner Champagner:
Die
jahrgangslosen Brut-Champagner von Piper-Heidsieck haben
einen frischen, jugendlichen, eher leichten Style, welcher die
primären Aromen der Reben hervorhebt und gleichzeitig eine
elegante Säurenote bietet. In der Assemblage werden 55%
Pinot Noir, 30% Pinot Meunier und 15% Chardonnay zusammengeführt,
wovon 15% kostbare Reserveweine darstellen. Diese leichtherzigen
Bruts eignen sich nicht nur prima als Apéritif, sondern
lassen sich darüber hinaus auch zu vielen anderen Anlässen
wunderbar genießen - auch da, wo es nicht unbedingt so
'formell' zugehen muß. Als Beispiele schweben mir Picknicks
unter freiem Himmel an einem schönen Sommertag vor, ein
spontaner Treff mit Freunden, ein romatisches tête à
tête in einem kleinen Bistro, vielleicht eine Feier unter
Angestellten einer jungen Firma, welcher gerade ein wichtiger
Durchbruch gelungen ist, und viele andere Möglichkeiten.
Es gibt übrigens auch einen Piper-Heidsieck Baby Brut
in einer kleinen Flasche (20cl), welcher von manchen Champagner-Fans
ganz lässig mit dem Strohhalm genossen wird.
Der Piper-Heidsieck Extra Dry wirkt lediglich etwas
süsser als der Brut, der Demi-Sec wiederum (weit) süsser.
Beim Jahrgangs-Champagner Brut Millésimé handelt
es sich zwar ebenfalls um einen leicht und fruchtig ausgerichteten
Champagner, jedoch spiegelt er zusätzlich die Einzigartigkeit
des Jahrgangs wieder.
Der Piper-Heidsieck Rosé spielt in einer anderen
Liga. Hier handelt es sich auch nicht um einen 'typischen Rosé'
in der Champagner-Welt. Mit 45% Pinot Noir, 40% Pinot Meunier
und 15% Chardonnay bereitet Piper-Heidsieck einen aussergewöhnlich
fruchtigen Champagner, welcher sich sehr schön zu fast allen
Fisch-Speisen und auch vielen (geschmacklich nicht zu deftigen)
Fleischgerichten eignet. Ein gelungener Rosé, welcher
auch vom Preis her sehr ansprechend ist!
Piper-Heidsieck hat auch einen ganz besonderen Prestige-Cuvée
parat: Piper-Heidsieck Rare! Hier handelt es sich um einen
Jahrgangs-Champagner, welchem in der Assemblage ca 70% -75% Pinot
Noir und ca.30 - 35% Chardonnay aus sehr kostbaren Lagen zu Gute
kommt. Der 90er gilt in Kenner-Kreisen als eine genüssliche
Kostbarkeit.
Der
Künstler Jean-Paul Gaultier, das wohlbekannte 'Enfant Terrible
der Haute Couture' aus Paris, kleidete vor mehreren Jahren nicht
nur den Pop-Star 'Madonna' aufregend ein, sondern auch eine Special
Cuvée aus dem Hause Piper-Heidsieck. Dieser Champagner,
bekleidet mit einem attraktiven Korsett
aus rotem Vinyl, gilt heute als eines der beliebtesten Champagner-Sammlerstücke
überhaupt. Er stellte einen riesigen Marketing-Erfolg für
Piper-Heidsieck dar. So beliebt ist die Flasche, dass der wahrlich
meisterliche Champagner vom Kellermeister Thibault in der Flasche
oft übersehen wird (77% Pinot-Noir/Pinot-Meunier, 23% Chardonnay,
33% Reserveweine in der Assemblage). Simultan war diese Gaultier-Kreation
auch der Startschuss bei Piper-Heidsieck für das erfolgreiche
Marketing mit der symbolischen Nutzung der Farbe Rot.
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