Farbkontraste
In der Bildgestaltung wird von einem Farbkontrast gesprochen,
wenn zwischen zwei Farbwirkungen Unterschiede bestehen.
Werden diese Unterschiede maximal, so spricht man auch von polaren
Kontrasten. Solche sind z.B. hellster - dunkelster Farbton
oder wärmster - kältester Farbton.
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den verschiedenen
Kontrasten und ihren unterschiedlichen Wirkungen. Dabei sollen
nur die wichtigsten Farbkontraste erläutert werden.
Wird eine reine Farbe in ein ihr gleich helles, graues Quadrat
gestellt, so erscheint dieses Grau auf Gelb hellviolett, auf
Orange bläulichgrau, auf Rot grünlichgrau, auf Grün
rötlichgrau, auf Blau orangegrau und auf Violett
gelblichgrau.
Zu jeder Farbe erscheint das Grau angetönt von der Komplementärfarbe.
Dieses Phänomen bezeichnet man als Simultankontrast.
Er läßt sich durch das Bemühen des Wahrnehmungsapparates
erklären, eine möglichst deutliche Form- und Farbtrennung
zu erzielen.
Deshalb ist der Veränderungseffekt auch bei kleinen Flächen
intensiver als bei großen.
Bei kleinen Flächen ist die Formerkennung erschwert, wodurch
der farbliche Unterschied verstärkt wird.
Beispiel
Der Simultankontrast gibt weiterhin eine Erklärung dafür,
daß in der Umwelt selten wirklich neutrale, unbunte Farben
gesehen werden.
Auch schwarze, graue oder weiße Flächen erscheinen
immer leicht farbig, sofern sie sich nicht in einem vollkommen
farblosen Umfeld befinden. Darauf ist z.B. bei manchen Darstellungen
zu achten, da reine, unbunte Farben sehr leicht steril und unwirklich
erscheinen.
Der Quantitätskontrast bezieht sich auf die Unterschiede,
die zwischen den Flächenausmaßen verschiedener Farbflächen
bestehen. So erscheint ein schmaler blauer Streifen auf einer
großen orangen Fläche nur noch dunkel,
umgekehrt ein kleiner oranger Fleck auf blauem Grund nur noch
hell.
Den Farben kommen also unterschiedliche optische ,,Gewichte``
oder ,,Kräfte`` zu.
Goethe hat als erster versucht, die unterschiedlichen Gewichte
der Farben zu bestimmen und kam auf die Reihenfolge Gelb:Orange:Rot:Grün:Blau:Violett
= 9:8:6:6:4:3. D.h. Gelb hat dreimal soviel Gewicht wie Violett,
weshalb Violett dreimal soviel Fläche benötigt, um
gleichwertig zu erscheinen.
Der Komplementärkontrast ergibt sich, wenn zwei im Farbkreis
gegenüberliegende Farben wie z.B. Rot und Grün, Orange
und Blau, Gelb und Violett etc. nebeneinander angeordnet werden.
Derartige Farbpaare ergänzen sich bei Körperfarben
zu Schwarz und bei Lichtfarben zu Weiß.
Auf den Betrachter wirken solche Kompositionen sehr stabil. Der
Buntkontrast besteht zwischen drei und mehr gesättigten
Farben, zwischen deren Farbcharakteren möglichst große
Unterschiede bestehen. D.h. es sind Farben, die auf dem Farbkreis
relativ weit auseinander liegen, wie z.B. Gelb, Rot und Blau.
Kombiniert man jede dieser drei Farben, so unterliegt zunächst
jede Farbe dem Simultankontrast, dessen Wirkung jedoch durch
die Simultankontrastwirkung, welche durch die dritte Farbe hervorgerufen
wird,
praktisch aufgehoben wird.
Statt dessen tritt eine Verstärkung der Buntkraft jeder
einzelnen Farbe auf. Der Buntkontrast ist ein sehr auffälliger
Farbkontrast, der deshalb auch besonders bei Signaltafeln bzw.
Flaggen und Warnschildern verwendet wird.
Nicht nur mit dem Buntkontrast lassen sich Farbwirkungen mit
einer starken Dramatik erzeugen, sondern auch Farben, die dem
gleichen
Farbton angehören, können kontrastieren, wie z.B. Hellblau,
Mittelblau und Dunkelblau. Kontraste, die sich auf Nuancen innerhalb
einer Skala beziehen, nennt man Tonwertkontraste.
Der Qualitätskontrast betrifft die Unterschiede an Leuchtkraft
der Farben.
Soll die Intensität einer Farbe verstärkt werden, so
kann das erreicht werden, indem eine schwächere Farbe zum
Vergleich gegeben wird, z.B. bei gesättigten Farben durch
die Nachbarschaft zu aufgehellten, blassen, abgedunkelten oder
getrübten Farben.
Eine Sonderform des Qualitätskontrastes ist der Unbuntkontrast.
Eine farbige Fläche, die von einer weißen oder schwarzen
Fläche umgeben wird, wirkt auf den Betrachter intensiver.
Die unbunte schwarze oder weiße Fläche besitzt keine
Buntkraft, so daß die farbliche Intensität der Kontrastfarbe
alleine wirkt. Es entsteht eine ähnliche Farbwirkung wie
beim
Komplementärkontrast. |