Vereinfacht gesagt handelt es sich bei Sushi um schmackhafte
Reis-Häppchen. Sie gehen aus der gekonnten Verbindung des
(besonders zubereiteten) Reis' und einer oder mehrerer Zutaten
hervor. Bei den Zutaten handelt es sich in erster Linie um Fisch
(roh, gekocht, geräuchert, mariniert) bzw. um bestimmte
Meeresfrüchte, Eier und/oder ausgewählte Gemüsesorten.
Diese ursprünglich japanische Spezialität hat besonders
in den letzten drei Jahrzehnten zahllose Liebhaber auf der ganzen
Welt gewonnen.
Sushi
scheint auf den ersten Blick als eher simplistische Kost. Dieser
Schein trügt jedoch. Bereits im Vorfeld der eigentlichen
Zubereitung müssen sich Sushi-Restaurants ständig um
die zuverlässige Beschaffung der zu verarbeitenden Produkte
kümmern, wobei die Frische, insbesondere bei Meeresfrüchten,
eine überaus wichtige Rolle spielt.
Beispielsweise verliert auf Eis gelagerter Thunfisch rasch
Nährstoffe, Farbe und Geschmack. Daher werden die Thunfische
japanischer Fischer unmittelbar nach dem Fang bereits an Bord
mit einem besonderen Flash-Freeze-Verfahren eingefroren.
Zudem ist auch gefrorener Fisch mit der Zeit verderblich. Manche
Meeresfrüchte lassen sich erst garnicht für den späteren
Sushi-Genuss einfrieren. Daher unterhalten manche Sushi-Restaurants
neben besten Verbindungen zu Fischmärkten zusätzlich
teuere Salzwasser-Aquarien (bzw. live tanks), welche exakt
die Temperatur und den Salzgehalt des Meeres bereitstellen, um
z.B. Abalone, Krabben, Hummer oder Austern der Küche lebend
zur Verfügung zu stellen. Öfters sind die Zutaten eher
exotischer Natur und folglich für die Sushi-Betriebe im
Einkauf teuer. Öfters sind begehrte Sushi-Zutaten auch von
der Saison abhängig. Hinzu kommt, dass auch bei besten Voraussetzungen
ein hoher Materialverlust die Regel ist (bedingt durch die leichte
Verdeblichkeit vieler Sushi-Zutaten). Die Anforderungen an die
Lebensmittel-Hygiene sind entsprechend hoch.
Die sachgerechte Zubereitung von Sushi ist sehr komplex und
kann sich auf mehr als tausend Jahre Entwicklung berufen. Ein
Meister dieser Kochkunst wird in Japan als Itamae-San
bezeichnet. Früher setzte dieser ehrwürdige Titel mindestens
fünf Jahre Praxis voraus. Zehn Jahre Lehrzeit sind für
einen Koch erforderlich, welcher ganz exotische Spezialitäten
wie z.B. den teilweise giftigen Fugu-Fisch (Kugelfisch,
Blowfish) zubereiten darf. Dabei geht es darum, die giftigen
Anteile des Fisches zu erkennen und zu entfernen.
Ein Itamae-San
versteht nicht nur jede Facette der Zutaten bis ins letzte Detail,
sondern kann darüber hinaus ein wahres Kunstwerk fürs
Auge schaffen. Bei Sushi beginnt der Genuss bereits bei der Betrachtung.
Das kritische Auge erkennt auf Anhieb die absolute Frische des
oft farbenfrohen Sushi.
In
der westlichen Welt ist die Nachfrage nach Sushi seit einigen
Jahren so hoch, dass Restaurants in Europa und in den USA öfters
auch einen Koch mit weniger als den üblichen fünf Jahren
Erfahrung einstellen. Außerdem sind die Sushi-Meister in
den Küchen der westlichen Welt inzwischen nicht mehr alle
japanischer Abstammung, haben jedoch nicht selten mehr Erfahrung
mit Sushi als manche ihrer japanischen Kollegen. Trotzdem mangelt
es in der westlichen Welt an qualifizierten Fachkräften
- und erst recht an Meisterköchen.
Bei Sushi handelt es sich nicht um "noch eine exotische
Kultspeise",
sondern eher um ein Gericht, das in der westlichen Welt gesundheitlich,
geschmacklich und nicht zuletzt im kulinarischen Sinne als eine
kostbare Bereicherung der Esskultur gelten darf.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Sushi rohen
Fisch voraussetzt. Diese Auffassung ist jedoch falsch. Obwohl
roher Fisch tatsächlich bei der Zubereitung vieler Sushi-Köstlichkeiten
eingesetzt wird, gibt es ebenso viele Sushi-Varianten, bei denen
der Fisch zuerst gekocht wird. Gleichzeitig gibt es auch Sushi,
welches nur mit Gemüse hergestellt wird.
Auch hält sich das Gerücht, dass das Hantieren mit
Holzstäbchen wohl erst gelernt sein sollte, ehe man sich
an Sushi 'wagt'. Dies ist ebenso falsch. Nigiri-Sushi, die wohl
bekannteste Sushi-Art
überhaupt, hat seinen Ursprung als Finger Food in
den Strassen des alten Tokio. Der Verzehr mit den Fingern ist
daher selbst im feinsten Sushi-Restaurant ebenso stilgerecht
wie der Verzehr mit Zuhilfenahme der Stäbchen.
Sushi ist fettarm, oft vitamin- und eiweißreichreich.
Fisch liefert dem Körper wichtige ungesättigte Fettsäuren.
Die Kohlenhydrate im Reis liefern dauerhafte Energie. Rundum
gilt Sushi als leicht verdaulich. Der Appetit wird wunderbar
gestillt - aber ohne das nachträgliche ermüdende, schwere
Völlegefühl, welches wir von vielen westlichen Gerichten
gewohnt sind. Sushi kann sowohl eine exotische Vorspeise, aber
ebenso gut ein herzhaftes Hauptgericht darstellen.
Sushi ist zudem
ein kulturelles Abenteuer. Die mächtige japanische Kultur
bleibt niemandem verborgen, der Sushi isst. Viele westliche Genießer
geben sich Mühe, sowohl die japanischen Bräuche zu
verstehen und zu achten sowie auch stets die japanischen Bezeichnungen
beim Essen zu verwenden.
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