Farbfehlsichtigkeit
Von besonderem Interesse ist in der Farbforschung die Untersuchung
von Farbfehlsichtigkeit, da dadurch Rückschlüsse auf
fundamentale Mechanismen gezogen werden können. Beispielsweise
läßt sich dadurch die Theorie erhärten, daß
es drei voneinander unabhängige Rezeptorsysteme gibt, die
die Farbwahrnehmung ermöglichen: Es lassen sich auch drei
verschiedene Arten von Farbfehlsichtigkeit diagnostizieren, bei
denen jeweils genau eines dieser drei Systeme ausfällt;
die betroffenen Personen (fast nur Männer) werden wegen
der Tatsache, daß ihnen nur zwei Farbsystene zur Verfügung
stehen, auch als Dichromaten bezeichnet. Dabei lassen
sich folgende Arten unterscheiden:
- Protanopen fehlt das L-System bzw.
; ihnen erscheint ein monochromatischer Reiz
der Wellenlänge 494 nm farbgleich zum energiegleichen Spektrum
(betroffen sind nach Wyszecki und Stiles (1982, S. 464) 1.0 %
der Männer und 0.02 % der Frauen).
- Deuteranopen fehlt das M-System bzw.
; ihnen erscheint ein monochromatischer Reiz
der Wellenlänge 501 nm farbgleich zum energiegleichen Spektrum
(betroffen sind nach Wyszecki und Stiles (1982, S. 464) 1.1 %
der Männer und 0.01 % der Frauen).
- Tritanopen fehlt das S-System bzw.
; ihnen erscheint ein monochromatischer Reiz
der Wellenlänge 570 nm farbgleich zum energiegleichen Spektrum
(betroffen sind nach Wyszecki und Stiles (1982, S. 464) 0.002
% der Männer und 0.001 % der Frauen).

Tabelle 1:
Die Normfarbwertanteile der Verwechslungspunkte der Dichromaten
in der Normfarbtafel nach Wyszecki und Stiles (1982, S. 613).
Das Verhalten von Dichromaten bei Farbabgleichen läßt
sich durch deren Verwechslungslinien kennzeichnen: Verbindet
man in der Normfarbtafel die Farbörter von als gleichfarbig
empfundenen Farbreizen, so stellt man fest, daß diese jeweils
auf einer Linie liegen; alle diese Verwechslungslinien besitzen
einen für die jeweilige Art der Dichromasie charakteristischen
Ursprung (siehe Tabelle 1, den man als den Ort derjenigen
Primärfarbe interpretieren kann, deren System der entsprechenden
Person fehlt. In Abbildung 9 sind diese Verwechslunglinien
für die drei Arten von Dichromasie zu sehen.
|