Austern richtig öffnen: Die klobige Methode
John McCabe
Vorteile:
* Sehr einfach.
* Mit viel Übung sehr schnell. Bevorzugte Methode vieler
kommerzieller Unternehmungen, welche in erster Linie das Austernfleisch
gewinnen möchten. Ideal geeingnet für die rapide Verarbeitung
mittlerer und großer Pazifischer und Amerikanischer Austern.
Profis können zwischen ca. 40 und 90 Liter Austernfleisch
pro Arbeitstag fördern.
Nachteile:
* Eine Auster, die auf diese Art und Weise geöffnet wird,
eignet sich nicht mehr zum "Schlürfen", da die
verbleibende Schalenhälfte genau an jener Stelle, an der
sie dem Mund des Genießers begegnen, abgebrochene (und
folglich scharfe) Kanten aufweist.
* Das Servieren derartig geöffneter Austern ist optisch
höchst unattraktiv.
* Schalensplitter auf dem Austernfleisch sind häufig unvermeidbar.
Kommerzielle Unternehmungen reinigen deshalb das Austernfleisch
nachträglich in besonderen Waschanlagen.
* Wie die Schalen der Austern zerbrechen ist unberechenbar, so
dass ein Anteil des 'Saftes' der Austern als Folge des Öffnens
allgemein verloren geht. Dabei handelt es sich jedoch vorwiegend
um "erstes Wasser" bzw. kulinarisch eher belangloses
Meerwasser.
Ich bezeichne diese Methode als "klobig", weil sie
jenseits jeglicher Finesse liegt. Hier geht es um den "groben
Einbruch". Bei einer besonders großen Pazifischen
Auster bietet sich jedoch kaum eine bessere Methode. Derartige
Austern werden in Frankreich als "Sauvages" und in
USA als "X-Large" bezeichnet (Abbildung).
Das Scharnier großer Austern ist überaus stark und
kann zu Klingenbruch führen. Zudem ist die Klinge oft zu
kurz, um den Schließmuskel über den Weg des Scharniers
(klassische Methode)
erfolgreich zu kappen. Die kluge
Methode kann diese Größen ebenfalls bezwingen.
Besonders robuste Handschuhe sind für große Austern
empfehlenswert, da das Wegbrechen der Oberschale vom starken
Scharnier öfters den handfesten Einsatz des Öffners
erfordert. Wer eine große, alte Auster erfolgreich bezwingt,
wird auch königlich belohnt. Zwar eignet sich das große
Stück Austernfleisch nicht zum Schlürfen, könnte
jedoch als das "Filet Mignon des Meeres" bezeichnet
werden. Das Fleisch alter Austern ist nicht "alt und zäh",
sondern genauso zart wie jenes der jungen Austern und ebenso
schmackhaft. Es eignet sich hervoragend für eine Vielzahl
von Austernrezepten.
Ein Anfänger benötigt lediglich eine Zange aus der
Werkzeugtasche für diese "klobige Methode". Ein
Profi arbeitet allgemein mit einem robusten Austernmesser.
Die
Zange wird diagonal gegenüber dem Scharnier "vorne"
am Schalenrand angesetzt und die Vorderseite der Austernschale
anschließend einfach weg gebrochen. Danach wird durch die
so entstandene Öffnung in der Auster das Zerteilen des Schließmuskels
mit einem geeigneten Gegenstand in Angriff genommen.
Ein Profi
qualifiziert in Sekunden den optimalen Einstichpunkt am Schalenrand
diagonal gegenüber vom Scharnier.
Mit Wucht
sticht er nun ein oder zwei Mal in den vorderen Schalenrand ein
und bricht einen Anteil weg.
Danach dringt
er in die Auster ein und schneidet den Schließmuskel an
der oberen Schalenhälfte. Manchmal werden gleich beide Schließmuskelansätze
getrennt.
Danach kann
die obere Schalenhälfte weggebrochen werden (oder die beiden
Schalenhälften auseinander gespreizt werden). Mit einer
flinken Handbewegung wird der Schließmuskel nun von der
unteren Schalenhälfte getrennt und das Austernfleisch in
einen Behälter befördert.
* Einleitung
* Klassisch
* Klug
* Klobig
* Austernmesser
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