Kunst und Champagner
Ein Beitrag von John McCabe und Pascal-Michel Reusser
Champagner verkörpert mehr als nur die beste Qualität
unter Weinen.
Champagner erzeugt neben dem eigentlichen Genuss auch eine mächtige
Aura,
welche sich nur schwer in Worte fassen lässt, aber fast
immer greifbar
nahe ist.
In Englisch sagt John es so: "Champagne sets a mood,
delivers a powerful
statement and almost predictably enhances the experience favorably!
Know,
that you are not only consuming the best wine, but are also summoning
a
great spirit!"
Einige Hersteller haben bereits in der Belle Epoque
erkannt, dass dieses
mächtige Phänomen, dieser Geist, sich am ehesten
durch Kunst erfassen
lässt. Nur die besten Künstler und Grafiker der Epoche
waren gut genug,
um sie mit der Verkörperung dieses 'Geistes' im Zusammenhang
mit Etiketten,
Plakaten, Speisekarten und Postkarten zu beschäftigen. Beispielsweise
hat
die Firma Delbeck bekannte Künstler der Epoche wie Klimt,
Muchas, Cappiello,
Ergé, Gallé, Andreis, Chatin, Tristan Bernard und
Benjamin Rabier erfolgreich
beauftragt.
Sowohl der Erfolg wie auch der Umfang der künstlerischen
Leistungen dieser
Epoche sind bisher ohne Vergleich. Champagner-Plakate der Belle
Epoque sind
bis heute als dekorative Poster auf der ganzen Welt hoch begehrt.
Die natürliche Verbindung zwischen Champagner und Kunst
bleibt jedoch bis
heute ungebrochen.
Die heutige Kunst der Champagnerhäuser kann man ansatzweise
in drei Gebiete
einteilen:
- Die Nationale Kunst, sprich Kunst, welche sich rein
auf Frankreich und
deren Künstler beschränkt.
- Die Internationale Kunst, sprich Kunst, welche Künstler
weltweit ins
Licht des Champagners rückt.
- Die Design-Kunst oder New Art. Gemeint ist
damit eine oftmals provozierende, manchmal anstößige
Art der Kunst. In diese Art der 'Champagnerkunst' fallen die
Dinge, welche keinen Bezug mehr auf die Zeit der Belle Epoque
erkennen lassen.
Ein Bespiel für die Nationale Kunst sind die Flaschen
aus dem Hause Bruno
Pillard, für welche die Etiketten von französischen
Künstlern entworfen und gestaltet wurden.
Bislang wurden zwölf Flaschen von in Frankreich arbeitenden
und lebenden
Künstlern realisiert.
Das Spezielle an diesen Flaschen ist, dass durch jeden Künstler
eine andere
Sorte oder ein anderes Jahr gewürdigt wurde.
Geradezu ein Vorzeigebeispiel für die Internationale
Kunst in Bezug auf
Champagner sind die so genannten 'Collectionsflaschen' aus dem
Hause Taittinger.
Die Taittinger Collecitonsflaschen sind Champagnerflaschen, welche
seit
1978 bei einem guten Champagnerjahr hergestellt werden.
Das Besondere daran ist, dass jede dieser Flaschen von einem
anderen Künstler
gestaltet wurde. Seit 1983 haben neun Künstler von internationalem
Weltruhm im Auftrag von Claude Taittinger je eine Flasche entworfen.
Die ersten sechs Flaschen wurden von VASARELY (Millsésime
1978), von ARMAN (Millsésime 1981), von MASSON (Millsésime
1982), von VIEIRA DA SILVA (Millsésime 1983), von LICHTENSTEIN
(Millsésime 1985) und von HARTUNG (Millsésime 1986)
gestaltet. Sie sind nur noch mit viel Glück in Versteigerungen
auffindbar.
Glücklicherweise sind aber die letzen drei Flaschen der
Künstler ImaÏ, Corneille und Matta noch im Handel erhältlich.
In der von uns so genannten Design-Kunst kam ein gutes
Beispiel aus dem
Hause Veuve Cliquot.
Für das so genannte Millinnium, den Jahreswechsel
von 1999 auf 2000, wurde von Veuve Cliquot eine spezielle Ausführung
der La Grande Dame herausgebracht.
Zu diesem Zweck gestaltete die Künstlerin Elisabeth Rubin
einen Koffer aus
Acrylglas, der wahlweise eine 1,5- oder eine 3-Liter Flasche
in sich aufnahm. Die Flasche war in diesem Koffer an zwei ledernen
Trägern befestigt.
Zu guter letzt noch ein Beispiel, welches sich nicht so einfach
in eine der drei
Kategorien einordnen lässt:
Aus dem Hause Piper-Heidsieck kommt eine Flasche, die vom französischen
Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier gestaltet wurde.
Dabei handelte es sich um eine Flasche, die von einem roten Korsett
eingekleidet war. Die Flasche und die umhüllende Kleidung
sind natürlich vom Schöpfer signiert, und die Flasche
kommt in einer schönen Verpackung aus Acryl-Glas daher.
Sie sehen, dass das Thema 'Kunst und Champagner' sehr vielseitig
ist und sich nicht in einer 'fixen Schublade' verstauen lässt.
Pascal-Michel und John
Empfehlenswerte Links
Champagne
Delbeck und Kunst
Champagne
Bruno Pillard
Eine kleine Galerie
Dies ist eine Übersicht der letzten fünf Flaschen der
Taittinger-Collection (1985 bis 1992).
Aus dem Hause Piper-Heidsieck stammt diese wunderschöne
Flasche,
die vom französischen Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier
kreiert wurde.
Ein Foto der La Grande Dame-Flasche, welche von der Künstlerin
Elisabeth Rubin von einen Koffer aus Acrylglas umhüllt
wurde.
Le déjeuner d'huîtres (Austern-Dejeuner,
1735)
Jean-François de Troy (1679-1752)
Museum: Musée
Condé De Chantilly
De Troy fängt die herrliche Stimmung mit Champagner
und einem seiner klassischen Begleiter ein: Austern.
Im Vordergrund wird der Champagner kühl gehalten.
Bund der Landwirte
Fritz Schönpflug (1873-1951)
Der berühmte Karikaturist und Zeichner aus Österreich,
auch
bekannt als 'Der Postkartenmaler',
|