Austernkultur der US-amerikanischen Ostküste Das historisch berühmteste Austernfanggebiet Amerikas
ist unumstritten die mächtige Chesapeake Bay, das in den
Bundesstaaten Maryland und Virginia seine Nachbarn findet. Die
bekannteste und zugleich älteste (1837) Austernmarke der
Vereinigten Staaten dürfte die "Cotuit Oyster Company"
sein. Dieses altehrwürdige Austernfischerei-Unternehmen
existiert noch heute und bewirtschaftet große Austerngebiete
in "Cape Cod" (Bundesstaat Massachusetts). Wäre der Titel unseres imaginären Buches hingegen "Die erfolgreiche Kultivierung der Austern Amerikas", dann müssten sich neun Kapitel mit der amerikanischen Westküste beschäftigen. Für die Ostküste dürfte ein Kapitel ausreichen. Historisch betrachtet gab es so gut wie keine Austernkultivierung an der Ostküste und im angrenzenden Golf. Die natürlichen Vorkommen wurden vielmehr über Jahrhunderte hinweg ungezügelt ausgebeutet. Zwar wird heute die Austernkultivierung in bestimmten Gewässern der Ostküste erfolgreich betrieben, die weitaus überwiegende Zahl der einstmals reichen Austerngebiete ist jedoch einfach ausgerottet. Eines weiß man heute mit großer Sicherheit: Mit oder ohne Austernkultivierung, in ihrer ursprünglichen Form wird es diese Austerngebiete in absehbarer Zeit auch nicht wieder geben. Nichtsdestotrotz bringen die Oststaaten (vorwiegend die Südöstlichen) noch heute erstaunlich große Mengen äußerst schmackhafter Austern hervor. Diese Staaten (inkl. der US-Golfstaaten) produzieren jährlich insgesamt etwa 14 Mio. kg Fleisch der Amerikanischen Auster ("Crassostrea virginica"). Im Vergleich dazu bringt die US-Westküste jährlich ca. 4 Mio. kg Fleisch der Pazifischen Auster ("Crassostrea gigas") hervor. Man muss auch die nördlichen Staaten der amerikanischen Ostküste von den Südlichen unterscheiden. Die Abwesenheit (bzw. die bestmögliche Reinigung) des menschlichen Abwassers bleibt nach wie vor die wichtigste Zutat beim Erfolgsrezept der Austernkultivierung. Aber damit haben besonders die nördlichen Staaten der US-Ostküste sehr schwer zu kämpfen. Trotz des ernsthaften Bestrebens der nördlichen Austernkultivierung ist die Problematik viel komplizierter, da diese Gebiete seit jeher mächtige Ballungszentren von Industrie und Bevölkerung besitzen. Daher bildet die Umweltverschmutzung leider immer ein äußerst mächtiges Gegengewicht zu allen ökologischen Bemühungen. Die Staaten der südlichen Ostküste und des Golfs von Mexiko waren im Gegensatz zu den nördlichen Staaten seit jeher mehr auf Landwirtschaft ausgerichtet. Dies führte zu nahezu unberührten Küstengewässern und trug zum Fortbestehen der Austernkolonien bei. Daher gibt es noch heute reiche Austernriffe in den Küstengewässern mancher Südstaaten. Die Methoden des Austernfangs divergieren zwischen der Ost- und Westküste teilweise erheblich. An der Ostküste wird wie bereits seit Jahrhunderten vorwiegend mit Schürfnetzen und sog. "Oyster Tongs" gearbeitet. Obwohl auch in einzelnen Gebieten der Westküste mit Schürfnetzen gearbeitet wird, eignet sich die Bodenbeschaffenheit vieler Austerngewässer dafür nicht. Daher greift man an der Westküste eher auf komplexere Zuchtmethoden zurück, die viel Handarbeit benötigen. Bei einem "Schürfnetz" handelt es sich um einen ca. 2m breiten Stahlrahmen, der mit einem Gittersack ausgestattet ist. Diese Gerätschaft wird von einem Segel- oder Motorboot schlittenartig über den Meeresboden geschleppt und kann über tausend Austern auf einmal heben. Abb.: Um 1920. Schürfnetz wird an Bord gezogen. Fangpotential: 18 Körbe Austern auf einmal. Dieser Schürfnetz-Fang ist historisch gesehen verantwortlich
für die Zerstörung zahlloser Austernriffe der US-Ostküste.
Heute wird diese Fangmethode vorwiegend in privaten oder gepachteten
Gewässern größerer Austernbetriebe eingesetzt.
Es handelt sich dabei jedoch nicht mehr wie früher um die
rücksichtslose Plünderung natürlicher Austernriffe.
Statt dessen kaufen die Austernfischer entweder Unmengen an Austernbabys
bei Zuchtbetrieben oder sorgen mitunter auch für ihre eigenen
Austernbabys durch sogernanntes "Shelling". Bei "Shelling"
werden große Mengen Austernschalen in geeigneten Küstengewässern
ausgeschüttet, damit die freischwimmenden Austernlarven
dort seßhaft werden und zu Austernbabys heranwachsen um
später wieder "aufgeschürft" zu werden. Danach
"sähen" die Austernfischer die Austernbabys auf
ihre eigenen Meeresböden aus. Dort wachsen die Austern etwa
2 - 4 Jahre bis zur Marktreife heran, werden anschließend
geschürft und letztlich verarbeitet. Solche Austernfischer
werden historisch als "Dredger" bezeichnet. *** Die Südstaaten Inhalte auf Austern.com sind urheberrechtlich geschützt. Berichtigungsvorschläge werden dankend entgegengenommen. All contents © Austern / McCabe.us, John W. McCabe Site Archive Kontakt (Impressum) |