Gosset
Ein Bericht von John McCabe
Die
Ehre, als ältestes aller Champagner-Häuser gelten zu
dürfen, gebührt eindeutig dem Hause Gosset.
In der Bibliothèque Nationale in Paris ist ein
Dokument mit der Nummer 29867/322 in den Dossiers Bleus
hinterlegt, welches belegt, dass ein Herr Pierre Gosset schon
1584 in seinem Hause im berühmten Aÿ nicht nur Wein
aus eigenen Reben hergestellt, sondern darüber hinaus nachweislich
mit ihnen gehandelt hat. Der Historiker Tom Stevenson merkt an,
dass dieses Datum womöglich sogar zu kurz gegriffen sein
könnte, da ein gewisser Jean Gosset bereits 1555 Winzer
war. Da jedoch kein Beleg auffindbar ist, der vom Handel zeugt,
verschiebt sich der offizielle Gründungs-Zeitpunkt des Hauses
Gosset auf rund dreißig Jahre später. Pierre Gosset
war damals Bürgermeister der Stadt Aÿ. Er begrüßte
in diesem Amt des öfteren Prominenz wie z.B. den König
Henri IV.
Tüchtige Weinerzeuger der damaligen Champagne wie Pierre
Gosset dürfen als Grundstein in der langen und traditionsreichen
Geschichte des Königs der Weine gelten. Bei den Erzeugnissen
des Hauses Gosset handelte es sich damals zwar um stille Weine,
aber sie dürften dieselbe Art vortrefflicher Weine aus der
Champagne dargestellt haben, die etwas später zu Zeiten
des berühmten Charles Marguetel de Saint Denis, Seigneur
de Saint-Evremond, am englischen Königshof durch ihre
natürliche zweite Vergärung einen großen Erfolg
erzielten - lange bevor die berühmten Benediktiner-Mönche
Dom Perignon
und Frere Oudart
sich in der Champagner-Entwicklung einen Namen gemacht haben.
In vielen Quellen wird noch das Haus Ruinart als ältestes
Champagnerhaus angeführt - dies ist jedoch nicht ganz richtig,
da Champagner historisch inzwischen belegbar das Produkt einer
langen Evolution (statt 'Revolution') darstellt. Aber lassen
wir uns nicht von Haarspaltereien aufhalten und kehren zurück
zur Geschichte des Hauses Gosset und zur Besprechung ihrer ganz
besonderen Champagner:
Das Haus Gosset blieb ohne Unterbrechung über 15 Generationen
hinweg im Familienbesitz. 1984 feierte es sein 400jähriges
Jubiläum mit rauschenden Festen sowohl im heimatlichen Aÿ
als auch in Paris mit renommierten Künstlern, feierlichen
Messen und Konzerten. Ein ganz besonderer Gosset-Champagner,
der Cuvée Quatrième Centenaire, wurde eigens
für diesen Anlass hergestellt. Im folgenden Jahrzehnt machten
sich allerdings finanzielle Probleme bemerkbar. 1994 wurde das
Haus Gosset von einem anderen bekannten Familienunternehmen,
Renaud Cointreau, aufgekauft. Die neue Leiterin des Hauses
war eine Dame namens Béatrice Cointreau. Die vielen Liebhaber
auf der ganzen Welt, welche seit jeher den streng traditionell
zubereiteten Gosset-Champagner verehrten und sich nun um die
Zukunft unter der neuen Leitung sorgten, wurden schnell beruhigt.
Die Önologin Béatrice
Cointreau stammt selbst aus einer Familie mit uralter Winzertradition:
Ihre Mutter ist die Enkelin von Pierre Frapin (dem Gründer
des weltberühmten Hauses Frapin in Segonzac, Cognac).
Sie setzte die traditionsbewusste Herstellung der Champagner
bei Gosset gewissenhaft fort. Sie sorgte für ein schlankes
Sortiment aus zugkräftigen Champagnern und gilt bis heute
als gern gesehene Botschafterin des Hauses Gosset auf internationelem
Parkett.
Gosset hat seit jeher den Ruf eines feinen, jedoch im Vergleich
zu berühmten Champagner-Häusern relativ kleinen Hauses.
Vor dem Inhaberwechsel 1994 brachte Gosset 400.000 bis 500.000
Flaschen pro Jahr zur Auslieferung. Export gab es bei Gosset
schon seit Jahrhunderten in begrenztem Maße (nur ca. 20%
der Produktion wurde in etwa 15 Länder versandt). Beispielsweise
wurden aus dem Schiffsbauch der "William Salthouse",
welche 1841 vor der Küste Australiens sank, in jüngerer
Zeit noch einwandfrei verkorkte Gosset-Champagner geborgen. Besonders
Deutschland, wohin heute Jahr für Jahr über 100.000
Flaschen exportiert werden, sowie England gelten seit jeher als
die wichtigsten Exportmärkte für Gosset. Mit dem Inhaberwechsel
kam jedoch auch eine
neue Marketing-Strategie auf. Der Export-Direktor des Hauses
Gosset, Philippe Manfredini, kümmert sich seit über
zwölf Jahren intensiv um die Vergrößerung der
Exportanteile. Unter seiner Leitung fällt dem Export inzwischen
65% des Absatzes der jährlichen Gesamtproduktion von nunmehr
ca. 1 Mio. Flaschen zu. Gosset pflegt heute ein komplexes Netzwerk
aus Grosshändlern und Vertretungen in ca. 70 Ländern,
welches wiederum enge Verbindungen vorrangig mit der Gastronomie-Branche
pflegt. Daher begegnen uns Champagner-Fans die Gosset-Champagner
am ehesten da, wo es auch etwas ganz Feines zu essen gibt. Die
Verbindung mit Restaurants und Gosset-Champagnern ist eine sehr
naheliegende, da Gosset-Champagner geschmacklich schon immer
so ausgerichtet sind, dass sie so gut wie jedes Gericht vorteilhaft
ergänzen. Ehe wir uns jedoch im Detail den verschiedenen
Gosset-Champagnern zuwenden, sehen wir uns an, was hinter der
aufwändigen Kellertechnik steckt:
Über
die Keller des Hauses Gosset herrscht der Chef de Cave, Jean-Pierre
Mareignier, seit über 20 Jahren. Es gelang ihm auf bewundernswerte
Weise, mit dem enormen Wachstum der Nachfrage nach Gosset-Champagner
Schritt zu halten, ohne dabei die bekannte Qualität und
Tradition des Hauses auch nur im Geringsten zu beeinträchtigen.
Gosset verzichtet nach wie vor auf die malolaktische
Gärung (die bei vielen anderen Champagner-Häusern
üblich ist). Stattdessen bewahrt Gosset die natürlichen
Fruchtsäuren
der Reben als wichtigen, traditionellen Bestandteil aller ihrer
renommierten Champagner. Der Verzicht auf die malolaktische Gärung
zwingt den Kellermeister, perfekte Balance bei der Herstellung
seiner Cuvées anzustreben und ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit
und großzügige Lagerungszeit in seinen Kellern zu
gewähren. Dieser zusätzliche Aufwand zahlt sich viele
Jahre später für den Genießer gleich mehrfach
aus: Gosset-Champagner stellen sich geschmacklich mit einer außergewöhnlichen
Frische und Frucht vor. Gleichzeitig gelten Gosset-Champagner
dadurch als besonders lagerungsfähig. Obwohl alle Gosset-Champagner
schon bei der Auslieferung trinkfertig sind, ist die zusätzliche
Lagerungsfähigkeit ein willkommener Bonus für viele
Champagner-Liebhaber, da der grundsätzliche Charakter eines
Gosset-Champagners sich zwar nicht verändert, er jedoch
bei zusätzlicher Lagerung ganz neue Seiten seiner Persönlichkeit
entwickeln kann, während sich andere Seiten zurück
bilden.
Die erste Gärung erfolgt ausschließlich in Edelstahlbehältern.
Reserveweine werden dann in vielen Magnum-Flaschen in den kühlen
Kellern des Hauses gelagert. Zudem unterhält Gosset ein
kleines Lager mit ca. 30 Eichenfässern (mit jeweils 205
Litern Fassungsvermögen), wo Jean-Pierre Mareignier bestimmten
Cuvées mit nur kurzzeitiger Lagerung den passenden Hauch
des Fassausbaus
angedeihen lässt. Obwohl Gosset keine Weinberge besitzt,
haben sich in den mehr als 400 Jahren des Bestehens des Hauses
erstklassige und stabile Verbindungen mit Weinbauern in der Champagne
entwickelt. Jean-Pierre Mareignier hat dadurch den Vorteil, sich
bestes Traubengut aus Grand-Crus und Premier-Crus der Montagne
de Reims, Côte des Blancs und dem Marnetal zuverlässig
sichern zu können. Die verschiedenen Weine werden dann später,
sortiert nach Cru, Rebsorte und Jahrgang, in den Kellern des
Hauses Gosset gelagert.
Zudem ist das Haus Gosset für die besondere Beachtung
der edlen (und teueren) Chardonnay-Reben
in seinen Verschnitten bekannt. Gosset besteht bei seinem Traubengut
auf eine durchschnittliche Qualitäts-Klassifizierung
von mindestens 95%. Zudem kommt nur der Most der ersten
Pressung zum Zuge.
Mit dieser aufwändigen (und kostspieligen) Grundlage komponiert
Jean-Pierre Mareignier dann die berühmten Gosset-Cuvées,
welche im Anschluss daran durchschnittlich fünf Jahre lang
auf der Hefe in den Flaschen verbringen müssen. Bei Gosset
werden besonders hochwertige Champagner wie Prestige Cuvées,
Millésime, Grand Rosé und Grande Réserve
zusätzlich in Champagnerflaschen der klassischen (bauchigen)
Form abgefüllt.
Alle Jahrgangs-Champagner - der berühmte Grande Réserve,
Prestige Cuvée (CELEBRIS), Grand Rosé
wie auch alle anderen Champagner des Hauses, welche in Flaschen
größer als eine Normalflasche (750 ml) abgefüllt
werden - genießen die Aufmerksamkeit des traditionellen
Rüttelns
von Hand. Später nimmt sich ein professioneller Degorgeur
der größeren Flaschen und der Prestige Cuvées
an. Er entfernt das Depôt (den Gärungsrückstand
der nach dem Rütteln abgestorbenen Hefezellen, die sich
am Flaschenhals ansammeln) mit viel Geschick mittels des Kohlensäure-Drucks
in der Flasche. Diese uralte Kunst des Degorgierens wird als
à la volée (im Flug) bezeichnet (siehe auch
Dégorgement im Lexikon).
Daraufhin erfolgt die Dosage,
die endgültige Verkorkung, und dann noch zusätzliche
Lagerung (mindestens drei Monate, oft jedoch auch bis zu einem
Jahr), damit die Champagner sich vom leichten Schock des Degorgierens
erholen können. Erst danach werden sie ausgeliefert.
Nach Durchlaufen dieses aufwändigen Produktionsprozesses
stellen sich dem Genießer streng traditionell gepflegte,
frisch und fruchtig anmutende, gut ausbalancierte Champagner
mit geschmacklicher Fülle vor. Mit ihrer aromatischen Komplexität
begeistern sie schon seit jeher zahllose Champagner-Fans und
renommierte Weinkritiker auf der ganzen Welt. Zudem gelingt es
Gosset bisher, auch normalsterblichen Champagnerliebhabern mit
angemessenen Preisen entgegenzutreten.
Schauen wir uns nun die verschiedenen Gosset-Champagner etwas
näher an:
Der
günstigste Champagner aus dem Hause Gosset ist der Brut
Excellence. Die Bezeichnung Excellence' ist keineswegs
überheblich, da er geschmacklich und qualitativ im Umfeld
der meisten anderen jahrgangslosen Champagner deutlich herausragt.
Meine mehrfachen Degustations-Notizen bestätigen, dass er
durch Assemblage mit 42% der kostbaren Chardonnay-Rebe eindeutig
Eleganz, feine Säure und jugendlich anmutende Frische erbt.
Weitere 45% der edlen Pinot-Noir-Rebe
verleihen ihm angenehme Frucht. Zusätzliche 13% der bodenständigen
Pinot-Meunier-Rebe
runden diesen Champagner mit ihrer Würze dezent ab. Diese
Assemblage profitiert zudem von 24% balancierender Reserve-Weine.
Der Gosset Brut Excellence stellt eine hervorragende Wahl
als Apéritif dar. Er begleitet auch vorteilhaft Fisch-
und Geflügelgerichte. Vom Preis her ist er übrigens
überraschend erschwinglich (um Euro/US$ 35).
In
einer höheren Liga spielt der Gosset Grande Réserve.
Eigentlich kann von der Bezeichnung als einen 'jahrgangslosen
Champagner' bei diesem Champagner keine Rede sein, da Gosset
bei seiner traditionellen Herstellung gezielt das Rebgut hochwertiger
Crus aus drei verschiedenen Jahren einsetzt. Die Bezeichnung
des Gosset Grande Réserve als Multi-Jahrgangs-Champagner
ist folglich treffender. In der Assemblage enthält er 46%
Chardonnay, 39% Pinot-Noir und 15% Pinot Meunier. In diesem Champagner
spiegelt sich die grundsätzliche Geschmacksnote des Hauses
Gosset wider. Die angenehme Frische und die ausgeprägten
Fruchtnoten dieses Champagners dürften in direkter Verbindung
mit der erfolgreichen Wahrung der natürlichen Fruchtsäuren
hochwertiger Reben stehen. Er verkörpert die weinige Kraft
erlesener Pinot-Noir Reben und wird von der Finesse des Chardonnay
zusätzlich beflügelt. Der Gosset Grande Réserve
gilt unter vielen Kennern längst als ein wertvoller Tipp
an Champagner-Novizen, um zu lernen, wie hervorragend ein traditionell
bereiteter Champagner geschmacklich wirken kann. Gleichzeitig
verändert sich beim Genuß dann öfters die irrtümliche
Ansicht unter manchen Champagner-Fans, dass ein Jahrgangs-Champagner
unbedingt "besser" sein müsste als ein Champagner,
welcher aus mehreren Jahrgängen bereitet wurde. Die Komplexität
dieses Champagners bestätigt sich in den zwar lobenden,
jedoch unterschiedlichen aromatischen Beschreibungen renommierter
Kritiker - alle haben jedoch Recht. Der Grund: Dieser Champagner
ist viel zu raffiniert, als dass sein großes aromatisches
Mosaik von nur einem Kenner in Worte gefasst werden könnte.
Ein besonderer Champagner wie der Gosset Grande Réserve
sollte am besten einfach von jedem Champagner-Fan zumindest einmal
selbst probiert werden.
Natürlich eignet sich der Grande Réserve als
herrlicher Apéritif, aber mit seiner Kraft und aromatischen
Schönheit überzeugt er auch bei etwas deftigeren Gerichten.
Beispielsweise passt er prima zu Kalbfleisch, Lamm und Ente.
Vom Preis her lag dieser Champagner in der schönen Antikflasche
bei meiner letzten Begegnung mit ihm bei ca. Euro/US$ 50.
Zur
Zeit stellt Gosset den Gosset Grand Millésime 1996
vor. Der Jahrgang 1996 wird unter vielen renommierten Kennern
bereits mit dem legendären Jahrgang 1928 verglichen. Zu
einer solchen Behauptung gehört eine gehörige Portion
Mut, und die Zukunft wird es letztlich belegen oder widerlegen.
Wie dem auch sei: 1996 ist zweifellos ein sehr wichtiger und
ungewöhnlich guter Jahrgang des letzten Jahrhunderts. Der
renommierte Autor, Historiker und Kritiker Tom Stevenson merkt
an, dass kein anderer Jahrgang in der Geschichte der Champagne
bisher 10,3% potentiellen Alkohol mit 10g Säure pro Liter
verbinden konnte.
Der Kellermeister Jean-Pierre Mareignier zollte der kostbaren
Chardonnay-Rebe dieses Jahres besonders hohen Respekt, indem
er ihr 62% in der Assemblage des 1996er zugestand. Die verbleibenden
38% wurden von der edlen Pinot-Noir gestellt - alle aus Grands
und Premiers Crus. Dieser hervorragende Champagner dürfte
durch weitere Lagerung nur noch besser werden.
Eingeschworen in die traditionelle Herstellung ohne malolaktische
Gärung musste der Kellermeister den natürlichen Fruchtsäuren
viel Zeit bei der Lagerung gewähren, um sie noch vorteilhafter
zu integrieren. Degustations-Notizen zum Gosset Grand Millesime
1996 gibt es schon reichlich. Gemeinsame Nenner sind die
typische Frische und die fruchtige Natur der Gosset Champagner.
Wie erwartet, versprüht dieser 96er das blumige Bouquet
des eleganten Chardonnay. Der Pinot-Noir verleiht zusätzlich
besonders weinige Noten. Angemerkt wird jedoch auch, dass er
herausfordernd und feurig wirkt, fast wie ein junges Rennpferd
mit hervorragendem Stammbaum. Ob der Jahrgang 1996 unter Champagnern
sich mit dem legendären 28er messen darf, wird sich nach
den kommenden Jahren der zusätzlichen Lagerung erweisen.
Spekulativ hat der 96er von Jean-Pierre Mareignier und Gosset
meiner Meinung nach von Haus aus sehr gute Karten, da Gossets
Champagner sich ohnehin durch besondere Lagerungsfähigkeit
auszeichnen. Entscheidungen dieser Art können bei großen
Jahrgängen durchaus auch erst nach zehn bis 20 Jahren (oder
sogar noch später) gefällt werden. Wie bei manchen
Weinen beispielsweise aus Burgund, Bordeaux oder auch wie bei
Cognac-Weinbränden, haben auch Champagner aus bestimmten
Häusern in der Champagne oft hohen spekulativen Wert. Gosset
gehört zu jenen Häusern, welchen diesbezüglich
besondere Beachtung geschenkt werden sollten.
Gosset ist längst bekannt für seine klassischen
Rosé-Champagner. Ausnahmslos gelten sie bis heute als
besonders wichtige Champagner der Rosé-Liga mit überwiegend
Chardonnay in der Assemblage. Derzeit stellt Gosset den jahrgangslosen
Gosset Grande Rosé und den Gosset Celebris Rosé
1998 vor.
Der Grande Rosé besteht aus 56% Chardonnay,
35% Pinot Noir und zusätzlichen 9% Rotwein aus Bouzy und
Ambonnay, welcher das lachsfarbene Rosa bedingt. Dieser elegante
Rosé ist bekannt für seine komplexen Fruchtaromen,
seine subtile Kraft und seinen langen Abgang. Es ist somit nicht
verwunderlich, dass er bei der berühmten internationalen
Degustation 'London International Wine Challenge' im Jahre 2001
die Goldmedallie erzielt hat. Er gilt als besonders empfehlenswert
bei geschmacklich deftigeren Fleischspeisen (wie z.B. Wildgerichten).
Der Gosset Celebris Rosé 1998 trumpft mit 61%
der eleganten Chardonnay-Reben aus besten Lagen auf und spielt
zusätzliche 32% der fruchtigen Pinot Noir ein. Hinzu kommt
feinster Rotwein aus Bouzy und Ambonnay, welcher nicht nur die
kräftige Lachsfarbe bestimmt, sondern auch kostbare weinige
Attribute hinzufügt. Er gilt als ein Appetit anregender
Apéritif, der aber ebenso zu geschmacklich deftigeren
Festessen angeraten wird. Er ist ein schöner Jahrgangs-Champagner,
von dem sicherlich noch in kommenden Jahren die Rede sein wird.
Womit wir auch gleich bei ein paar Beispielen weiterer Gosset
Grand Rosé Jahrgangs-Champagnern längst vergangener
Jahre angelangt wären, welche noch heute sehr wichtig unter
Kennern sind: Sowohl der 88er wie auch der 90er gelten derzeit
nach Jahren der Lagerung als vortrefflich. Beide wahren noch
ihre Jugend und Duftigkeit, gewinnen aber in ihrem fortgeschrittenen
Alter zusätzliche Geschmeidigkeit. Besonders der exquisite
90er erschien dem renommierten Weinkritiker Tom Stevenson vor
ein paar Jahren als herausragend und betörte ihn aromatisch
mit exotisch anmutender Blumigkeit.
Die
Prestige- bzw. Spitzen-Cuvées (weiß oder rosé)
aus dem Hause Gosset tragen den (oft groß buchstabierten)
Namen CELEBRIS. Bei der Herstellung von Champagnern mit
dieser Bezeichnung wird nirgendwo gespart. Hier geht es um die
absolute Superlative! Nur das allerbeste Rebgut eines Jahrgangs
aus Grand Crus gilt als gut genug. Bei Gosset kommt dieser Art
Champagner ganz besondere individuelle Betreuung von Hand in
allen Phasen der Produktion zu Gute. Jede Flasche wird z.B. traditionell
gerüttelt und degorgiert. Besonders lange Lagerung in den
kühlen Kellern des Hauses ist selbstverständlich. Die
Celebris Rosé Champagner wurden weiter oben bereits
besprochen. Unter den (weißen) Celebris-Champagnern
sind zur Zeit besonders drei verschiedene Jahrgänge von
höchster Bedeutung in der Champagner-Welt: 88, 90 und 95.
Die 88er und 90er werden beispielsweise vom bekannten Weinkritiker
Ed McCarthy als zwei der feinsten Champagner überhaupt bezeichnet,
die er in seiner langen Karriere verkosten durfte.
Auch bei Tom Stevenson punkteten beide Champagner in den 90ern.
Beiden Champagnern wird von vielen Kritikern außerdem eine
grandiose Zukunft durch weitere Lagerung zugesprochen (bis 2010,
2015 oder gar noch länger). Einen 88er heute noch zu finden
ist leider reine Glückssache. Den ebenso fantastischen Celebris
1990 gibt es erfreulicherweise noch hier und da. Der Celebris
1995 ist derzeit im Umlauf und bestätigt sich bereits
als hervorragender Champagner. In der Assemblage enthält
er 46% Chardonnay und 54% Pinot-Noir. Er gilt als reichhaltig
mit verschiedenen Frucht-Aromen geprägt, perfekt ausbalanciert
und zusätzlich mit einer besonderen Feurigkeit ausgestattet.
Alle Gosset-Champagner stellen einfach ein besonderes Erlebnis
beim Genuß dar - ein Erlebnis, welches sich meiner Meinung
nach niemand entgehen lassen sollte, um sich mit dem 'Gosset
Style' vertraut machen zu können. Die besondere Frucht,
Frische und gelungene Balance, welche Gosset bei der aufwändigen
Bereitung seiner Champagner gelingt, muß man einfach selbst
erleben. Leider gibt es sie nicht, wie viele andere Champagner,
an jeder Ecke. Anders als bei manchen anderen namhaften Häusern
wird der ehrwürdige Ruhm des Hauses Gosset zudem nicht in
die Preispolitik eingespielt. Ruhm hat ohnehin noch keinen Champagner
besser schmecken lassen.Wer also Gosset-Champagnern begegnet,
darf sich nicht nur über unbeschreiblichen Genuß,
sondern auch über erstaunlich faire Preise freuen.
Links:
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