Renaissance bis 19. Jahrhundert Die Renaissance sollte die Perlenwelt grundlegend verändern.
Im Mittelalter stand die europäische Goldschmiedekunst noch
im Zeichen der Kirche. Wie im mediävalen Oströmischen
Reich waren Perlen auch in der Renaissance oft und reichhaltig
im Kopfschmuck hoher Würdenträger Europas enthalten
(Kronen, Diademe, Tiaras). Das Tragen des Perlschmucks war jedoch
im Mittelalter und der Renaissance in mehreren europäischen
Staaten gesetzlich geregelt (Anti-Luxus-Gesetze bzw.
"Sumptuary Laws"). Nur bestimmten gesellschaftlichen
Gruppen war das Tragen gestattet (Adel, kirchliche Würdenträger).
Anderen Bürgern, sogar angesehenen Berufsständen wie
Lehrern, Ärzten, Rechtsanwälten und ihren Gemahlinnen
hingegen war es öfters absolut untersagt. Zur religiös
geprägten herrschaftlichen Symbolik gesellte sich mehr und
mehr das Schmucktragen aus rein weltlichen Mode- und Prestigegründen.
Die prägnantesten Schmuckformen der zunehmend luxusorientierten
Reichen und Schönen bestanden aus Kleiderschmuck, Ohrringen,
Broschen, Armbändern, Halsbändern und Agraffen (an
Hüten oder Kopftüchern). Da sich Perlen in Schmuckstücken besonderer Beliebtheit
erfreuten, war die Nachfrage groß und wuchs stetig. Inzwischen
stammten Perlen nicht mehr nur aus den Meeresgewässern des
Orients, sondern auch aus Bächen und Flüssen Europas.
Hier ist die große Flussperlmuschel ("Margaritifera
margaritifera") beheimatet. Zwar ist diese große Süßwassermuschel
nicht mit der Auster verwandt, kann jedoch ebenso bezaubernde
Perlen hervorbringen. Dies war inzwischen wohl bekannt, so dass
diese Muschelart rücksichtslos gefischt wurde. Ca. 500 bis
800 Flussperlmuscheln mussten durchschnittlich geopfert werden
um auch nur eine einzige brauchbare Perle zu finden. Als diese
Muscheln vom Aussterben bedroht waren, wurden vielerorts Gesetze
erlassen, um den ungezügelten Fang auszubremsen. Dies war
jedoch fruchtlos, da Armut und Hunger weit verbreitet waren.
Ein Wilderer hatte keine Schwierigkeiten einen Zwischenhändler
für seine Perlen zu finden. Der Großteil der hochwertigen
Perlen stammte am Anfang der Renaissance jedoch nach wie vor
aus dem Orient. Das oströmische Konstantinopel war über
ein Jahrtausend hinweg ein bedeutender Umschlagplatz für
Perlen. Seine Eroberung durch die Osmanen beendete diese erstrangige
Handelsposition und förderte das Wachstum anderer Handelszentren.
Insbesondere Venedig und Genua wuchsen bald zu überaus bedeutenden
Handelsstädten im Mittelmeerraum und ersetzten de facto
Konstantinopel. Mit der Endeckung Amerikas Ende des 15. Jahrhunderts
eröffnete sich eine dritte Quelle hochwertiger Perlen. Amerika
wurde im 16. und 17. Jahrhundert in Europa als "Land der
Perlen" bekannt. Oströmisches Reich Renaissance bis 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert Inhalte auf Austern.com sind urheberrechtlich geschützt. Berichtigungsvorschläge werden dankend entgegengenommen. All contents © Austern / McCabe.us, John W. McCabe Site Archive Kontakt (Impressum) |