Perlen im Römischen Reich Perlen symbolisierten im römischen Reich die Liebe, Reinheit und Schönheit bzw. entsprachen sinnbildlich der Göttin Venus. Die Beuten der römischen Feldzüge wie auch der rege Handel mit ägyptischen Zwischenhändlern sorgten für den ständigen Nachschub dieser Kostbarkeit. Die Römer liebten Edelsteine aller Art. Dazu gehörten Saphire, Smaragde, Diamanten, Aquamarine, Rubine, Opale, Topase und viele andere Edelsteinsorten, welche geschliffen und teilweise auch ungeschliffen als Schmuck getragen wurden. Kein anderer Edelstein war jedoch begehrter als die Perle - insbesondere unter den Römerinen. Der römische Dramatiker und Dichter Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr. - 65 n. Chr.) war sichtlich empört über die damalige Damenwelt als er schrieb: "Ich sehe Perlen. Eine Perle für jedes Ohr? Nein! Die Ohrläppchen unserer Damen haben offenbar die besondere Eigenschaft entwickelt, eine Vielzahl auf einmal zu tragen. Zwei Perlen nebeneinander mit einer Dritten darüber baumelnd, bilden nun einen Ohrring. Diese Verrückten scheinen offenbar zu glauben, daß ihre Ehemänner nur dann genügend gequält worden sind, wenn sie den Wert einer Erbschaft in jedem Ohr tragen!" Auch der römische Gelehrte (und erste Gemologe) Plinius der Ältere (Plinius maior; 23 -79 v. Chr.) beschrieb die regelrechte "Perlensucht" der Römerinnen in seinem berühmten Werk "Naturalis historia": "Unsere Damen schätzen Perlen an ihren Fingern wie auch Zwei oder Drei, welche von ihren Ohren baumeln... Dem nicht genüge, tragen sie Diese auch an den Füßen - nicht nur an den Schnürbändern ihrer Sandalen, sondern auf dem ganzen Schuh. Es genügt ihnen nicht die Perlen zu tragen, sie müssen auf ihnen treten". Plinius der Ältere berichtete auch über die berühmten tropfenförmigen Perlen an den Ohrringen der ägyptischen Königin Kleopatra. Er schätzte den Wert dieses Perlen-Sets auf ca. 60 Mio. Sesterzen (also ca. 1,9 Mio. Unzen feines Silber). Er erzählt, daß Kleopatra, um ihre Liebe dem römischen Feldherrn Markus Antonius zu beweisen, mit ihm eines Tages wettete, ihm das teuerste Festessen aller Zeiten bereiten zu können. Markus Antonius nahm die Wette an. Verblüfft war der berühmte Feldherr, als er nur leere Teller und zwei Gläser Wein bei diesem Festessen vorfand. Die Königin löste eine der beiden Perlen ihrer Ohrringe in ihrem Glas Wein auf und trank es. Dann reichte sie Markus Antonius die zweite Perle um selbiges zu tun. Er gab sich augenscheinlich geschlagen und reichte der Königin die verbleibende Perle zurück. In dieser wohl berühmtesten Perlenanekdote aller Zeiten schlummern verborgene Feinheiten. Die verbleibende Perle erfuhr mit der Zerstörung des Perlen-Sets einen enormen Wertabschlag, da die wiederholte Entdeckung eines fast identischen Perlengegenstückes als fast ausgeschlossen gegolten haben dürfte - auch mit den Mitteln einer ägyptischen Königin. Kleopatra hat in diesem Sinne die weitaus kostbarere Perle zuerst genossen. Das Zurückreichen der verbleibenden Perle könnte das Verschmähen der gebotenen Liebe Kleopatras zu diesem bestimmten Zeitpunkt symbolisieren. Diese Liebesaffäre war die Grundlage des berühmten Films "Cleopatra" (1963). Die bezaubernde Kleopatra wurde von Elisabeth Taylor dargestellt. Richard Burton wiederum spielte den Feldherrn Markus Antonius. 1969 ersteigerte Richard Burton by Sothebys in New York für US$ 37.000 die historisch berühmteste Perle aller Zeiten. Diese Perle wird als "La Peregrina" ("Die Pilgerin") bezeichnet. Sie ist ebenfalls tropfenförmig. Er schenkte dieses Schmuckstück dann seiner geliebten "Königin" Elisabeth Taylor. War dies nun ein reiner Zufall oder wäre diese Handlung Burtons fast 2.000 Jahre später vielleicht auch als eine "romantische Revanche des Markus Antonius interpretierbar? Darüber zu spekulieren ist sicherlich müssig, lässt jedoch die symbolische Macht der Perlen erahnen, welche die Menschheit noch heute in den Bann zieht. Julius Caesar (100 - 44 v. Chr.) selbst war ein großer
Perlenfan. Der römische Biograph Caius Suetonius (ca.69
-ca.140 n. Chr.) erwähnt eine Perle, welche Caesar seiner
Geliebten Servilia (Mutter von Brutus) verehrte. Ihr Wert wurde
auf ca. 6 Mio. Sesterzen geschätzt. Auch sein kaiserliches
Diadem war mit Perlenbändern bestückt. Der berühmt-berüchtigte
römische Kaiser Gaius Caligula (12 - 41 n. Chr) beförderte
sein Lieblingspferd Incitatus zynisch zum Amt eines Senators
und schmückte es anschließend mit einer Perlenkette.
Seine dritte Ehefrau, Lollia Paulina, war ein regelrechter Perlenfanatiker.
Pliny erzählt von einer eher peinlichen Begegnung mit ihr
bei einem völlig informellen Anlass. Sie war am Kopf, Hals,
Ohren, Handgelenken und Fingern mit Perlen und Smaragden im Werte
von 40 Mio. Sesterzen ausgestattet. Er erwähnt, daß
sie sogar Quittungen von diversen Schmuckhändlern mit sich
trug um zu beweisen, wie wertvoll ihr Schmuck tatsächlich
war. Während der Herrschaft des Kaisers Julius Caesar wurde
ein Gesetz erlassen, welches den Damen aus unteren gesellschaftlichen
Stufen das Tragen von Perlen untersagte. Perlen avancierten dadurch
zu einem mächtigen Statussymbol im römischen Reich.
Wer Perlen tragen durfte, bestimmte auch nicht selten mehr oder
minder das Schicksal des gemeinen Bürgers. Der Zeitgenosse
Pliny der Ältere merkte an, "daß einer Dame,
welche eine Perle trug, gleichwohl ein Bote hätte vorauseilen
können." Diese "Botschaft der Perle" wurde
bei einer zunehmend unzufriedenen Bevölkerung jedoch kaum
mit "Liebe, Reinheit und Schönheit" verbunden.
Ein Perlenträger symbolisierte inzwischen öfters eher
die Dekadenz einer amoralen, ausbeutenden, verschwenderischen
und rücksichtlosen Oberschicht, welche den Verfall des Römischen
Reiches letztlich herbeiführen würde. Die alten Römer Oströmisches Reich Renaissance bis 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert Inhalte auf Austern.com sind urheberrechtlich geschützt. Berichtigungsvorschläge werden dankend entgegengenommen. All contents © Austern / McCabe.us, John W. McCabe Site Archive Kontakt (Impressum) |