Weltentdeckung und neue Perlenquellen Nachdem die Osmanen (Türken) das Oströmische Reich 1453 n. Chr. erobert hatten, flohen viele Gelehrte und Fachleute nach Italien. Sie brachten ihr enormes Wissen mit, das bald die Kunst, Wissenschaft, Architektur, Literatur und auch die Lebensanschauung der derzeitigen aristokratischen Schicht Italiens erheblich beeinflussen sollte. Die Strömung setzte sich später Hand in Hand mit der Reformation und dem Humanismus wie ein Lauffeuer in vielen anderen westeuropäischen Ländern durch. Diese Italienische Renaissance führte, vorwiegend in den wohlhabenden Kreisen, zu einer Wiedergeburt der Antike. Viele grandiose Kunstwerke entstanden, die nichts mit dem Christentum zu tun hatten, sondern viel mehr vom altgriechischen und altrömischen Heidentum durchdrungen waren. Eine einflussreiche Subkultur entstand, die möglichem Ärger mit der mächtigen Römisch-Katholischen Kirche aus dem Weg gehen wollte und anfangs im Geheimen eine (teilweise lebensgefährliche) Gradwanderung vollzog. Auch der berühmte italienische Seefahrer Christoph Kolumbus (siehe auch Weltexploration und neue Austernarten) blieb davon nicht unbeeinflusst. Er war ein Anhänger der Theorien des Griechen Aristoteles, welcher die Möglichkeit einer Westfahrt nach Indien diskutiert hatten. Ebenso wird vermutet, daß der griechische Mathematiker und Geograf Eratosthenes bereits im Jahre 240 v. Chr. den Umfang der Erde kalkuliert haben soll. Zu Lebzeiten Christoph Kolumbus war man jedoch fest überzeugt, dass jeder Kapitän, der sich zu weit auf das Meer hinauswagte, zweifellos mit Maus und Mann von der Kante der Erde fallen würde. Die Kirche war folglich kein Befürworter seiner geplanten Entdeckungsreisen. Die spanischen Herrscher hatten jedoch ein offenes Ohr für radikale Ideen, die ihren Reichtum vermehren könnten und finanzierten seine Entdeckungsreisen. Obendrein gelang es Kolumbus besonders hohe Entdeckerprämien mit dem Königshaus auszuhandeln. Im Dienste der spanischen Krone entdeckte Christoph Kolumbus auf seiner dritten Amerika Reise im Jahre 1498 das Festland Südamerikas. In einem Indianerdorf am Golf von Paria (Venezuela) fand er die lang ersehnten Perlen. Die Damen des Dorfes trugen hochwertige Barockperlen als Schmuck. Scheren, Knöpfe und sonstige Kleinigkeiten der Spanier lösten bei den Indianern großes Interesse aus und Kolumbus tauschte diese mit den (noch) freundlich gesinnten Indianern gegen Perlen ein. Zugleich versuchte Kolumbus eindringlich zu erfahren, wo diese Perlen herstammten. Beim Abschied beteuerte er, dass er zurückkehren würde und dann auch mehr Perlen erwarte. Auf seinem Rückweg zur noch jungen kolonialen Siedlung Hispaniola segelte er an zwei Inseln vorbei, die er im Namen der spanischen Krone auf die Namen "Isla Cubagua" und "Isla Margarita" taufte. Diese Gebiete erweisen sich später als die bedeutendsten Perlenquellen der Spanier im neu entdeckten Amerika. In Hispaniola war inzwischen Zwietracht unter den Siedlern ausgebrochen. Während Kolumbus versuchte die Streitigkeiten zu beenden, schickte er zwei Schiffe mit verschiedenen Gütern und Berichten über die neusten Entdeckungen nach Spanien zurück. In den Briefen hielt er die Entdeckung der Perlen jedoch zurück. Dies würde sein Schicksal nachhaltig sehr negativ beeinflussen. Die Matrosen der zurückgekehrten Schiffe hatten nämlich Perlen dabei, die sie bei den Indianern ertauscht hatten und verkauften sie nun privat. Bald erfuhr das Königshaus davon und war nicht darüber erpicht, dass Kolumbus die Perlen in seinen Entdeckungsberichten nicht erwähnt, geschweige denn Exemplare geliefert hatte. Der "Piloto" (Navigator) des berühmten Kolumbus-Schiffes Santa Maria namens Peralonso Nino bekam umgehend die königliche Erlaubnis, die durch Kolumbus entdeckte Perlengegend nochmals aufzusuchen und Perlen zu besorgen. Mit dieser Erlaubnis wurde auch deutlich, dass sich das Königshaus nicht mehr an die kommerziellen Vereinbarungen mit Kolumbus gebunden fühlte. Im Juni des Jahres 1499 begann die Reise. Es war keine Entdeckungsreise, sondern eine reine "Perlenreise". Im Jahre 1500 kehrte er mit ca. 43 kg Perlen nach Spanien zurück. Der Kaplan und königliche Schreiber Peter Martyr d'Anghiera überliefert, dass es sich dabei um sehr hochwertige Perlen handelte, deren Größe teilweise sogar einer Haselnuss entsprach. Um etwa dieselbe Zeit kam ein Matrose der Kolumbus-Mannschaft, Alonso de Hojeda, in den Besitz der Seekarte der Perlengegend. Gemeinsam mit dem Italiener Amerigo Vespucci segelte er in dieses Gebiet und besuchte die Insel Isla Margarita wie auch Aruba, Curacao und mehrere andere Gegenden. Durch Handel mit den Einheimischen gelang es ihnen offenbar etwa 27 kg Perlen zu erlangen. Kolumbus wurde im Juni des Jahres 1500 vom neuen Gouverneur der Kolonie Hispaniola, General Francisco de Bodadilla, festgenommen und nach Spanien überführt. Diesmal bekam Kolumbus in Spanien keinen Heldenempfang, sondern wurde als Sträfling in Ketten gelegt. Die unterlassene Benachrichtigung des Königshauses über seine Entdeckung der Perlen hatte Ferdinand, den König von Spanien, erheblich verstimmt. Die Königin Isabella soll letztlich Mitleid mit Kolumbus gehabt und ihn kurz darauf wieder aus dem Gefängnis befreit haben. Im Jahre 1502 begab sich Kolumbus auf seine vierte (und letzte) Entdeckungsreise nach Amerika. Diesmal entdeckte er neue Gebiete entlang der Ostküste Südamerikas bis hinauf nach Mittelamerika (dem heutigen Panama und Honduras). Er fand dort jedoch angeblich keine Perlen und kehrte 1504 wieder nach Spanien zurück. 1506 starb er ohne von seinen großen Entdeckungen selbst zu profitieren. Unwissend hatte Kolumbus die Handelswelt der Perlen grundsätzlich
und für immer verändert. Zugleich hatte er die mythologische
"Büchse der Pandora" geöffnet und auf die
Indianer losgelassen. Unglaubliches Leid in Form von eingeschleppten
Seuchen, Massenmord, Hunger, Sklaventum, und unsägliche
Qualen waren für die einheimischen Indianer Süd-, Mittel-
und Nordamerikas kurz nach seinen Entdeckungen das tägliche
Brot. Diese Hölle auf Erden hatte einen Namen: "Conquista"
(Eroberung). Die alten Römer Oströmisches Reich Renaissance bis 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert Inhalte auf Austern.com sind urheberrechtlich geschützt. Berichtigungsvorschläge werden dankend entgegengenommen. All contents © Austern / McCabe.us, John W. McCabe Site Archive Kontakt (Impressum) |