Floßkultivierung
John McCabe
Diese Kultivierungsmethode eignet sich für tiefere Bereiche
der Gezeitenzone. Ebenso gilt die Floßkultivierung bzw.
hängende Kultivierung allgemein ("suspended culture")
auch als die Kultivierungsmethode der Zukunft in tieferen Meeresbereichen.
Verschiedene Behälterarten mit Austern hängen von einem
Floß (oder von Bojen getragenem Gestell) herab- oft in
mehreren Etagen untereinander. Die Behälter (sack-, taschen-
oder kastenförmige Ablagekörbe) bestehen aus robustem
synthetischen Netzgewebe (ähnlich oder gleich dem Material
der Austertaschen bzw. "Poches" bei der Tischmethode).
Aus Asien stammen die sogenannten "Laternen-Netze".
Diese werden inzwischen auch in Europa und USA erfolgreich bei
der Austernzucht eingesetzt. Daß Floß ist lediglich
an einer Seite am Meeresboden verankert. Folglich richtet sich
das Floß von selbst mit den Strömungen der Ebbe und
Flut und optimiert dadurch die Nahrungszufuhr.
Beispiel:

In der Abbildung handelt es sich um einen sogenannten "Upweller".
Es handelt sich grundsätzlich um ein großes Holzfloß,
welches am Dock
befestigt
ist.
Das Floß ist in mehrere rechteckige Schächte unterteilt,
jeweils groß genug um ein großes Plastikfaß
aufnehmen zu können. Eine starke Pumpe pumpt Wasser aus
einem nährstoffreichen Bereich der Wassersäule ununterbrochen
in die jeweiligen Schächte. Einfache Holzplatten werden
über die Schächte gelegt, wodurch Arbeitsfläche
geschaffen wird. Die Plastikfässer selbst weisen ein besonderes
Design auf, welches den Durchfluss der ständigen Wasserzufuhr
optimiert.
Der
Boden des Fasses besteht aus einem großen Stahlsieb. Es
kann also kein Wasser halten. Auf diesem Sieb werden viele winzige
Austernbabys deponiert. Sie sind anfangs lediglich ca. 4 mm groß.
Eine Rohrleitung ist oben im Fass eingebaut (links oben im Bild).
Eine große Pumpe unter Wasser pumpt ständig hunderte
Liter Meerwässer in die jeweiligen Schächte mit den
Fässern. Dadurch wird die Nahrungszufuhr (Mikroalgen) nicht
dem Zufall überlassen. Die Austernbabys sind also ständig
genüßlich am futtern. Austernbabys haben in der Natur
eine Unzahl natürlicher Feinde (Krebse, Fische, Seesterne,
Würmer, Schnecken, bestimmte Vogelarten usw.) Hier in diesen
Fässern wachsen sie völlig sie völlig geschützt
heran. Millionen von Austernbabys können auf diese Art und
Weise in einem verhältnismäßig kleinen Flossbereich
gepflegt werden. Bei besonders guten Nahrungsvoraussetzungen
können die kleinen Austernbabys (in diesem Beispiel handelt
es sich um Europäische Austern) in ca. vier Monaten bereits
eine Größe von etwa 2 cm haben. Nun ist es Zeit für
die nächste Stufe der Kultivierung.
Die
Austernbabys werden den Fässern entnommen und auf den Boden
flacher, rechteckiger Ablagekästen aus Plastik platziert.
Es handelt sich dabei gewissermaßen um wasserdurchlässige
"Brutkästen", welche beliebig hoch aufeinander
gestapelt werden können. Die letztlich großen Kastengestelle
werden mit einem kleinen Kran dann in der Bucht deponiert (die
Spitze des Krans können Sie oben links im Bild sehen). Nun
können sie zu horizontal angelegten Seilen (Seildurchmesser
ca. 2,5 cm) in der Bucht mit dem Boot gezogen werden. Die Seile
wirken wie große Wäscheleinen. An diesen Seilen werden
die Brutkastengestelle anschliessend aufgehängt. Über
die nächsten Monate hinweg werden die Kastengestelle mehrfach
gehoben und gereinigt, damit der Durchfluss planktonreichen Wassers
nicht von Algenwuchs gehemmt wird. Nach ca. neun Monaten sind
die Austernbabys bereits ca. 3,5 bis 4 cm groß. Die Kastengestelle
werden nun wieder zum Kran zurück befördert und auf
das Dock gehoben. Nun folgt die letzte Stufe der Kultivierung.
Die
jungen Austern aus den Brutkastengestellen werden auf viele Laternennetze
eben verteilt. Ein Laternennetz hat mehrere Etagen. In jeder
Etage ist Platz für ca. 750 junge Austern. Das Laternennetz
wird fest zugeschnürt und oben mit einer runden Boje versehen.
Diese Laternennetze werden nun ebenfalls in der Bucht an den
Leinen aufgehängt. Die Laternennetze müssen ebenfalls
periodisch gehoben und gereinigt werden, um den Durchfluss planktonreichen
Wassers zu gewährleisten. Hier bleiben sie nun für
ca. ein Jahr. Bei reichhaltiger Planktonzufuhr können sie
nach einem Jahr bereits eine Größe von ca. 7 bis 8
cm erreicht haben. Dies entspricht bereits der Marktgröße.
Obwohl der Aufwand im Gegensatz zur traditionellen Bodenkultivierung
sehr hoch und wesentlich teurer ist, können weitaus mehr
Europäische Austern pro Quadratmeter kultiviert werden.
Zudem wachsen die Austern ernorm schnell heran. Die Marktgröße
kann ggf. bereits in 2,5 Jahren erreicht werden (statt der üblichen
4 - 5 Jahre mit konventionellen Methoden bei der Europäischen
Auster).

Viele leere Laternennetze liegen auf dem Dock an diesem kalten,
verregneten Tag im November. Zwei Männer sortieren einen
Berg Europäischer Austern auf ihrem Arbeitstisch. Im Hintergrund
ist einer der kleinen Kräne zu sehen. Die kleinen schwarzen
Punkte draußen in der Bucht sind Bojen-Reihen der aufgehängten
Laternennetze.
Englischsprachige Bezeichnung: "suspended culture; raft
culture"
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