Triploide Austern Bei triploiden Austern handelt es sich um Austern, welche vermehrungsunfähig sind. Sie besitzen drei Chromosomensätze. Austern in der freien Wildbahn sind allgemein "diploid" bzw. sie besitzen wie viele andere Lebewesen (inkl. dem Menschen) einen doppelten Chromosomensatz. Der triploide Zustand kommt (selten) in der Natur vor, kann jedoch inzwischen in meeresbiologischen Laboren auf mehrere Arten und Weisen zuverlässig gefördert werden. Es erfolgt dabei keine genetische Manipulation, sondern lediglich eine gezielte Förderung der Erhöhung der Chromosomensätze. Es gibt inzwischen auch sogenannte tetraploide Austern, welche wiederum mit vier Chromosomensätzen ausgestattet sind. Eine derartige männliche Auster kann folglich mit normalen diploiden Austernweibchen "natürliche Triploiden" zeugen. Warum triploide Austern von großer Bedeutung sind * Triploide Austern wachsen durchschnittlich 1,5 Mal schneller heran als ihre diploiden Verwandten. Dies bedeutet in der Praxis, daß ein Austernbauer die Kultivierungszeit bis hin zur Marktreife mit triploiden Austern um viele Monate verkürzen kann. Dies erübrigt einen erheblichen ökonomischen Vorteil. * In den Sommermonaten laichen diploide Austern. Sie werden "milchig". Viele Konsumenten mögen diese "Sommeraustern" nicht, da sie "weißlich geschwollen" wirken und zusätzlich eine veränderte Fleischkonsistenz aufweisen. Nach dem Laichen sind diploide Austern erheblich geschwächt, welches ebenso kulinarisch abwertend wirkt. Triploide Austern bleiben vom "Liebeskummer" der diploiden Austern völlig verschont und bevorzugen eher das ständige Futtern. Sie sind nie milchig und immer wohlernährt. Die umgesetzten Kohlenhydrate, welche als Lipide bei der Eierbildung und als Proteine bei der Bildung des Spermas verbraucht werden, fördern bei triploiden Austern rein ihr Wachstum. Zusätzlich gewinnen sie dadurch einen kleinen Geschmacksbonus: sie wirken etwas süßlicher. * Da triploide Austern nicht von der Laichsaison negativ betroffen sind, schmecken sie Jahr ein, Jahr aus perfekt. Daher werden sie auch gerne als "Vier-Jahreszeiten-Austern" bezeichnet. Davon profitieren insbesondere die Austernbauern in wärmeren bzw. südlicheren Gewässern, weil die diploiden Austern bei ihren Wassertemperaturen gerne laichen. Als Konkurrenten der triploiden Austern gelten lediglich jene diploide Austern, welche in kühlen nördlichen Gewässern kultiviert werden. Diese Austern laichen geringfügig oder manchmal auch nie, weil die Wassertemperatur einfach zu kühl ist (z.B. in der Normandie, dem deutschen Wattenmeer, Irland, bestimmte nördliche amerikanische und kanadische Küstengebiete...). Auch diese Austern könnten also im praktischen Sinne als "Vier-Jahreszeiten-Austern" bezeichnet werden. Viele Austernkenner, welche sich beim Genuß der Austern nicht auf die berühmten "R-Monate" beschränken möchten, beziehen somit oft ihre Austern lediglich bei den nördlichen Austernbauern während der Sommermonate und kehren den südlichen Austernbauern den Rücken. Mit der Ankunft der triploiden Austern können südliche Austernbauern besser mit ihren Austern in den Sommermonaten handeln. * Triploide Austern sind ideale Kandidaten bei der Prüfung der Einführung einer neuen Austernart in fremde Gewässer. Meeresbiologen können somit ihre Testgebiete vor unerwünschter Vermehrung hüten (siehe auch Crassostrea ariakensis). Historischer Werdegang und Methoden Die potentiellen Vorteile triploider Gegebenheiten in der Marikultur wurden bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts unter Meeresbiologen in USA besprochen. Anfang der 80er Jahre wurden erste praktische Versuche mit der Amerikanischen Auster (Crassostrea virginica) bei der University of Maine durchgeführt. Die Amerikanische Auster widmet jedoch lediglich ca. 30% ihres Körpers der Vermehrung und die Vorteile der triploiden Austern wirkten bei der nordöstlichen Kultivierung letztlich als eher geringfügig. Die Studie wurde folglich mehr oder minder eingestellt. Die Pazifische Auster (Crassostrea gigas) ist wiederum sehr "sexy" bzw. ca. 60% des Körpers kann der Vermehrung gewidmet sein. Größere Austernunternehmen der US-Westküste (insbesondere im Bundesstaat Washington), wo die Pazifische Auster sich schon seit 100 Jahren wohl fühlt, zeigten sogleich großes Interesse an diesen neuen "Triploid-Versuchen". Im Jahre 1983 widmeten sich die Meeresbiologen Sandra Downing und Standish Allen (welcher bereits bei den Studien in Maine mitgewirkt hatte) unter der Aufsicht von Professor Kenneth Chew an der University of Washigton der Fortsetzung der wissenschaftlichen Studien und letztlich erfolgreichen Implemtierung in der Austernkultivierung. Um den triploiden Zustand herbeizuführen, werden vier Methoden genutzt. Bei der ersten Methode wird hydrostatischer Druck bei der Befruchtung der Eier eingesetzt. Diese Methode führt jedoch zu hohen Verlusten der Eier. Die zweite Methode implemetiert einen Temperaturschock. Auch diese Methode gilt als unzuverlässig. Die dritte Methode wird von einer chemische Substanz mit der Bezeichnung Cytochalasin B ("CB") unterstützt und hat sich als mehr oder minder vorteilhaft erwiesen. Es bestehen jedoch andere Probleme. Zwar können die Eier millionenfach während der Befruchtung behandelt werden, jedoch gelingt der Wandel zum triploiden Zustand nie vollständig. Unter 80% gilt öfters bereits als Fehlschlag. Hinzu kommt, daß die geschlüpften Austernlarven bereits in den ersten Tagen bis zu 70% absterben können. Nach zehn Jahren Vorarbeit wurde im Jahre 1993 eine revolutionäre neue (vierte) Methode von Dr. Allen und Dr. Ximing Guo der renommierten Rutgers University vorgestellt: Tetraploide Austern bzw. Austern, welche mit vier Chromosomensätzen ausgestattet sind und mit diploiden Weibchen triploide Austern "natürlich" zeugen können. Im Gegensatz zu triploiden Austern sind tetraploide Austern vermehrungsfähig. Sie sind nicht für den Kommerz oder das Aussetzten in der freien Wildbahn bestimmt, sondern dienen rein der Produktion triploider Austern. Keinerlei Druck, Hitze oder chemische Substanz ist erforderlich. Von 100% Zuverlässigkeit der Zeugung triploider Austern ist die Rede - obendrein auch ohne hohe Mortalität der Larven (wie bedingt durch andere Methoden). Die aus dieser Methode resultierenden triploiden Austern werden öfters auch als "natürliche triploide Austern" bezeichnet. * Einleitung Inhalte auf Austern.com sind urheberrechtlich geschützt. Berichtigungsvorschläge werden dankend entgegengenommen. All contents © Austern / McCabe.us, John W. McCabe Site Archive Kontakt (Impressum) |