Degustation
John McCabe
Eine kleine Liste
Es gibt Hunderte beschreibende Wörter und Begriffe im
Zusammenhang mit Degustationen. Zudem erlauben manche Wörter
auch eine gewisse Flexibilität in ihrer Nutzung. Ebenso
geht beim geschriebenen Wort der Tonfall des Verkosters beim
gesprochenen Wort verloren. Der Tonfall kann manche Begriffe
deutlich in eine positive oder negative Richtung verschieben.
Gleichzeitig kann die zeitweilige Expertennutzung augenscheinlich
löblicher Begriffe bei manchen Weinen ein Desaster sein,
weil sie die Weine als untypisch fuer ihre Art disqualifizieren.
Die aufgeführten Wörter in dieser kleinen Liste beziehen
sich nur teilweise auf Champagner.
Dieser Bereich befindet sich permanent im Aufbau! Der Autor freut
sich über alle etwaigen Ergänzungen (und auch Kritik!)
von den geschätzten Besuchern (john@champagner.com).
In unserem Lexikon
finden Sie zusätzliche Begriffe, welche mitunter nicht in
enger Verbindung mit Degustationen stehen.
Abgang
Adstringierend
Eine zusammenziehende (pelzige) Empfindung im Munde, bedingt
durch den hohen Gehalt an Gerbstoff (Tannin) im Wein. Bei jungen,
aggressiven, roten Weinen nicht ungewöhnlich und oft als
positive Eigenschaft angesehen. Bei weißen Weinen andererseits
wird diese Eigenschaft als negativ eingestuft.
Aroma
Alterston
Ausgewogen
Eine positive Beschreibung, welche bei einer Degustation jenem
Champagner (oder anderem Wein) abschließend zugesprochen
wird, bei welchem geschmacklich eine schöne, ausgeglichene
Harmonie empfunden wurde.
Balsamisch
Dieses Aroma kann z.B. an Harz, Eiche, Tanne oder gar Weihrauch
erinnern. Balsamisch wird oft dem holzigen Bereich zugesprochen.
Generell ist dies ein erfreuliches Merkmal.
Besinnlich
Respektvolle Bezeichnung für das (ganz natürlich durch
Alter bedingte) dezentere Perlenspiel eines würdigen Champagners.
Biss bzw. bissig
Eine meist positive Anmerkung zum Säuregehalt.
Bitter
Ein bitterer Geschmack, der auf (zu) viel Gerbsäure (Tannine)
hinweist. Bei Champagnern eher selten anzutreffen und dann oft
als negativ bewertet. Manche Novizen lassen sich jedoch öfters
irrtümlich beispielsweise bei einem Brut (minimale
Dosage) oder Brut integral bzw. Ultra Brut (ohne
Dosage) zu dieser Beschreibung verleiten.
Blume
Der fruchtige, blumige und mitunter würzige Duft. Englisch:
floweriness
Blumig
Ein angenehmer Duft, der an den Duft der Blüten z.
B. der Kamille, des Jasmin, des Veilchens, der Orange, der Rosen
und vielem mehr erinnern kann. Englisch: Flowery (i.e. The
wine is flowery; The wine has floweriness.
Botrytis
Botrytis-Ton
Der Schimmelpilz Botrytis bedingt in manchen Weinen gewisse
Aromen, welche an Pilze erinnern.
Bouqueté
Ein Wein gilt als bouqueté, sobald sein bouquet,
die Kollektion seiner Aromen, ein sehr auffallendes (oder gar
das auszeichnende) Merkmal ist.
Breed
Positive englische Qualifikation eines Weines. Der Wein hat gewisse,
auszeichnende Qualitätsmerkmale, welche seine (Wein-) Ahnen
bestätigen. Er ist gewissermassen "wohlgeboren"
bzw. "The wine has breed", "The wine
is a good breed", oder "The wine is well bred".
Verwandt mit "Rasse, rassig, racé".
Charakter
Eine positive Bezeichnung eines Weines, welcher den typischen
Merkmalen seiner Rebsorte und/oder Jahrgangs und/oder Anbaugebiets
im Gesamteindruck treu bleibt.
Corsé
Ein charaktervoller Wein mit reichlich Körper, oft mit einem
guten Schuss Tannin ausgestattet.
Complet
Ein runder, wohl balancierter Wein dem absolut nichts fehlt,
ist complet. Ein Wein muss auch nicht grossartig sein,
um als complet zu gelten.
Cremig
Ein sanfter Wein, welcher, bedingt durch seine Dichte und wenig
Säure, im Gaumen als cremig empfunden wird. Bei manchen
Champagnern wird auch das Perlenspiel an der Oberfläche
als cremig (oder nicht) qualifiziert, da sich die Perlen, bedingt
durch den Körper (teilweise auch durch Glyzeringehalt)
mancher Champagner, geschmeidiger' und gemächlicher verhalten.
Délicat
Leicht, weich, und zart, aber nicht schwach!
Dick
Ein Wein, welchem es an Ausgeglichenheit (Harmonie) mangelt.
Gemeinhin etwas wuchtig mit wenig Körper und auffallend
viel Duft bzw. bouquet. Weder gut noch schlecht. Englisch:
Fat
Doux
Süss
Dünn
Ein langweiliger Wein, dem es an Körper
mangelt.
Ehrlich
Ein unkomplizierter Wein, welcher in seiner Herstellung keine
besonderen Eingriffe (z.B. besondere Verschnitte) des Winzers
erfahren hat und beispielsweise den Charakter seiner Rebensorte
ohne Missverständnisse ehrlich offenbart. Französisch:
Franc de goût. Englisch: straightforward, honest,
clean and direct.
Eiche
Ein holziges Aroma, welches oft die besondere Lagerung mancher
Champagner (und anderer Weine) in Eichenfässern (Barriques)
verrät.
Elegant (Elégant)
Eine positive Beschreibung eines Weines, welcher sich im Gesamteindruck
durch Ausgewogenheit im Sinne von Duft, Geschmack, Abgang und
gepflegtem Aussehen auszeichnet. Nicht wuchtig oder schwer.
Erdig
Ein angenehmes Aroma, das beispielsweise an den Duft einer Handvoll
frischer Gartenerde erinnern könnte. Etwas komplexer wird
es, wenn der Duft in Richtung 'Pilze' tendiert. Ein Schimmelgeruch
wiederum deutet immer auf einen Fehler hin (kann z. B. durch
einen undichten und/oder verdorbenen Korken bedingt worden sein).
Etoffé
Schwammige franzoesische Bezeichnung fuer einen geschmacklich
grosszügig ausgestatteten Wein. Der Wein hat "Stoff".
Fat
Siehe "dick"
Firn
Siehe 'Alterston'.
Flach
Bezeichnung für einen langweiligen Wein. Er ist weder fruchtig
noch würzig. Er wirkt aromatisch enttäuschend sparsam.
Frisch
Generell eine positive Bezeichnung für eher junge Champagner
und andere junge Weine, welche vom Geschmack und vom Aussehen
her angenehm lebhaft, kühl und spritzig anmuten. Manche
älteren Champagner und andere Weine weigern sich jedoch
beharrlich, sich den Eindruck von Jugend und 'Frische' nehmen
zu lassen. Französisch: Fraîcheur.
Fruchtig
Eine schöne Eigenschaft im Duft und Geschmack eines Weines,
die an Früchte (Äpfel, Birnen, Bananen, Kirschen und
andere Früchte) erinnert. Besonders jüngere Weine bieten
diese (primären) Aromen.
Gefällig
Ein freundlicher, unkomplizierter Wein, der in seinem Gesamteindruck
durch seine 'Ehrlichkeit' besticht.
Geschliffen
Ein Wein, welcher perfekte Kellertechnik vermuten lässt.
Groß
Hart
Eine negative Bezeichnung für einen Wein, der zu viel Gerbstoff
(Tannin) aufweist. Übermäßiges Auslaugen der
Traubenhäute kann diese 'Härte' verursachen. Der Wein
wirkt etwas 'eckig' vom Geschmack her. Solche Weine können
jedoch bei längerer Lagerung diese geschmacklich negative
Qualität ablegen.
Herb
Der Eindruck 'herb' wird öfters durch (zu) viel Gerbstoff
in manchen Weinen vermittelt. Auch sehr geringe Süße
kann diesen Eindruck bewirken. Unter Champagnern kommt diese
Bezeichnung bei Brut (minimale Dosage) oder Brut integral
bzw. Ultra brut (ganz ohne Dosage) vor. Dies ist jedoch
keinesfalls ein negatives Merkmal bei Champagnern, da der Restzucker
absichtlich minimal gehalten und zudem gesetzlich geregelt ist.
Holz,
holzig, Holzgeschmack
Intensiv
Die Bezeichnung für ein als durchdringend empfundenes und
anhaltendes Aroma.
Jung
Einerseits eine Anmerkung zum tatsächlichen Alter eines
Weines und andererseits auch geschmacklich eine Eigenschaft,
die durchaus auch bei älteren Weinen vertreten sein kann.
Hier geht es eher darum, wie sich der Wein vorstellt. Im Sinne
von 'jung' soll er 'frisch' und 'lebhaft' wirken.
Klar
Eine positive Bezeichnung, welche die (optische) Klarheit und
Reinheit eines Weines betätigt.
Besonders Champagner zeichnen sich durch Brillanz und ein gewisses
Funkeln aus.
Klein
Eine negative Bezeichnung für einen Wein. Ein eher langweiliger
Wein, welcher zwar nicht mit Fehlern behaftet ist, aber dem Genießer
sehr wenig an Aroma, Bukett und Geschmack bietet.
Bei einer Degustation erweisen sich 'kleine' Weine als nützliche
Vergleiche zu ihren 'größeren Brüdern' im Probe-Umfeld.
Andererseits sind kleine Weine öfters (nicht immer) günstig
und stellen ebenfalls schöne Begleiter zu manchem Essen
dar, da sie in ihrer Bescheidenheit eher 'neutral' mitwirken.
Es gibt übrigens keine 'kleinen' Champagner!
Komplex
Dies bezeichnet einen Wein, dessen Aromen vielfältig sind.
Dies ist auch genau jene Eigenschaft, welche viele Kenner lieben.
Bei Champagnern ist diese Eigenschaft fast schon die Regel. Alle
Champagner sind auf Auslesen basiert, bestehen oft aus vortrefflichen
Verschnitten, bieten mitunter Eichenfasslagerung, vollziehen
einen komplexen Werdegang mit zwei Gärungen, werden von
Haus aus lange 'auf der Hefe' gelagert...
Komplexe Aromen sind somit erfreulicherweise bei Champagnern
immer anzutreffen..
Kork, Korkgeschmack
Eine geruchlich/geschmacklich negative Feststellung, welche auf
den Korken direkt oder indirekt zurückgeführt wird.
Bei Champagnern selten, da die Selektion der Korken wie auch
das Design (zusätzliche Korkenscheiben am Fuß des
Champagnerkorkens) von den Häusern besonders sorgfältig
beachtet wird. Manche Hersteller der Korken können mitunter
ungenügende Desinfektion geleistet haben, wodurch sich Schimmelpilz
einschleichen kann. Im Wein entwickelt sich dann 'TCA' (Trichloranisol).
Für den Genießer bewirkt dieser Umstand dann eine
'modrige' (negative!) Sinnesempfindung.
Die Rede ist zeitweilig auch von einem 'schleichenden Kork',
wobei ein Geniesser einen leichten Fehler im Korken wahrzunehmen
glaubt. Da Korken wie auch Weine ein Naturprodukt darstellen,
sehen viele Geniesser über einen womöglich 'schleichenden
Kork' hinweg. Manchmal wird ein unschuldiger Korken auch einfach
als 'Sündenbock' für andere Mängel mancher Weine
genutzt. Die französische Qualifizierung eines Weines als
bouchonné (korkig) ist abwertend bzw. negativ.
Körper
Krank
Eine negative Bezeichnung für einen Wein, der seinem ihm
üblicherweise zugeschriebenen Geschmack und/oder Geruch
auffallend widerspricht.
Dies kann durch verschiedene Umstände bedingt sein. Besonders
Champagner 'erkranken' beispielsweise unter Neonbeleuchtung auf
Regalen in Warenhäusern und durch anderweitige unsachgerechte
Lagerung. Ein Champagner kann auch einen Temperaturschock erleiden,
wenn ihn der Gastgeber z.B. vor oder während einer Veranstaltung
zu lange im Kübel mit Eiswasser 'schwimmen' lässt.
Manchmal erholt sich ein 'kranker' Champagner wieder bei anschließend
sachgerechter Lagerung. Ein Champagner kann (selten) auch durch
einem verdorbenen Korken erkranken, wobei Bakterien und/oder
Schimmelpilz eingeschleppt werden und deutlich wahrnehmbare Fehler
erzeugen.
Légèreté
Französische Bezeichnung für Leichtigkeit. Englisch:
Lightness
Lieblich
Dies beschreibt generell einen Wein, der eher säurearm,
mild und süßlich wirkt.
Maché
Französische Bezeichnung eines Weines, welcher so dicht
wirkt, dass man ihn fast kauen kann. Er tapeziert gewissermassen
die Zunge. Dies kann bei manchen Weinarten ungemein wünschenswert
sein (jedoch nie bei Champagnern!).
Madérizé
Ein Wein gilt als madérizé, wenn er einen
oxidierten bzw. leicht "rostigen" Geschmack hat (einen
sog. Madeiraton, welcher an klassische Weine aus Madeira erinnert).
Weisse Weine dieser Art gelten oft als nahe dem Ende, teilweise
berechtigt sogar als verdorben - aber kaum immer. Viele Kenner
erwarten bzw. geniessen Nuancen dieses Tones bei bestimmten älteren,
weissen Weinen, weil sie die Wuerde der alten Herren bestaetigen
- insbesondere bei alten Champagnern. Siehe auch Alterston
Moelleux
Eine (etwas schwammige) französische Bezeichnug für
Weine, welche leicht cremig und etwas spritzig im Gaumen wirken.
Z.B. gelten manche Weine aus der Loire-Gegend als moelleux.
Mordant
Französische Bezeichnung für einen körperlich
kräftigen, eindringlichen Wein mit säurebedingtem Biss,
angenehm aufdringlich im Zungenbereich.
Nerveux
Französische Bezeichnung fuer einen geschmacklich intensiven
Wein, der keinerlei Weichheit kennt.
Parfümiert
Dies beschreibt einen Wein, der von den Duftnoten her (unangenehm)
zu dominieren sucht.
Pelzig
Siehe adstringierend.
Phenolisch
Beschreibt einen rauen, bitter anmutenden Geschmack.
Rassig
Ein ausgesprochen frisch anmutendes Aroma. Ebenso die Bezeichnung
fuer ausserordentlich typenbestaetigende Weine mit aufallend
gutem Charakter. Franzoesisch: Racé. Verwandt mit
dem englischen Begriff "breed" (s.o.).
Reintönig
Ein Duft und/oder der Geschmack, der ohne Abweichung als typisch
für eine bestimmte Traubensorte gilt.
Rund
Ausgewogen.
Sauber
Beschreibt einen Wein, der keine (unangenehmen) Gerüche
oder geschmackliche Fremdartigkeiten aufweist, die nicht zu diesem
Wein gehören sollten. Der Wein hat grundsätzlich keine
Fehler (auch als reintönig bezeichnet).
Säure,
säurig
Seché
Französische Bezeichnung für einen Wein, der zu trocken
bzw. ausgetrocknet im Gaumen wirkt.
Sève
Französische Bezeichnung für einen Wein, der beim Genuss
angenehm cremig, fast ölartig wirkt (bedingt durch während
der Gärung entstandenes Glycerin).
Der Wein wirkt runder und kann die Empfindung einer leichten
Süsse bedingen.
Süffig
Eine Beschreibung für einen Wein, welcher beim Genuss als
geschmeidig (nicht zu schwer und nicht zu leicht) und angenehm
empfunden wird.
Souplesse
Französisch fuer Geschmeidigkeit. Eng verwandt mit sève
(s.o.). Englisch: suppleness.
Soyeux
Französische Bezeichnung für einen Wein, der beim Genuss
seidig wirkt (also nicht kantig grob und/oder bitter). Englisch:
silky. Bei geschmacklich besonders reichen Weinarten wird
auch die Bezeichnung velouté (samtig) genutzt.
Englisch: velvety bzw. smooth as velvet.
Terroir
Bestimmte Eigenschaft eines Weines, welche dem Boden und/oder
der Gegebenheit eines bestimmten Gebietes zugeschrieben wird.
Ein Wein hat beispielsweise 'viel Terroir', wenn er diesbezüglich
ausgesprochen repräsentativ wirkt.
Verhalten
Bezeichnung für einen jungen Wein, der sich mit etwas mehr
Lagerung besser entfalten dürfte. Weine dieser Art werden
auch manchmal als 'verschlossen' bezeichnet.
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